Gedanken,  Gemeinde,  Glaube

Nur noch kurz die Welt retten?

Am letzten Freitag war Klimastreik. Auch in Berlin. Ich gebe zu, dass ich nicht dabei war.

In den vergangenen Monaten wurde der Klimawandel zu einem immer größeren Thema und ich habe mich, auch beeinflusst durch die Medien, durch diverse Blogger und Instagramer, stärker damit beschäftigt. Wir wurden als Familie in unserem autofreien Alltag bestätigt. Wir nutzen wiederverwendbare Obst- und Gemüsebeutel beim Einkaufen. Ich verwende hauptsächlich Naturkosmetik. Und für unsere nächste Reise haben wir das Flugzeug als Verkehrsmittel ausgeschlossen. Ja, ich bin der Meinung, dass wir unser Konsumverhalten überdenken und ändern müssen. Dass wir eine Verantwortung für Gottes Schöpfung haben und wir unserer Gott-gegebenen Aufgabe mit unserem Lebensstil zu oft nicht dienen. Es muss sich etwas ändern. Jeder muss bei sich selbst anfangen und die Politik muss endlich die Weichen richtig stellen.

Und doch bin ich nicht zur Demo gegangen.

Weil ich langsam ein ungutes Gefühl bekomme.

Wann immer sich so viele einig sind, wann immer eine so große Bewegung entsteht, zu der man einfach dazugehören „muss“, werde ich stutzig. Da halte ich ein und beginne, zu hinterfragen. Der Satz „Man darf die Mehrheit nicht mit der Wahrheit verwechseln“, den ich als Teenager mal aufgeschnappt habe, ploppt zu solchen Gelegenheiten sofort in meinen Gedanken auf.

Ich finde es gut, wie viele sich mittlerweile für den Klima- und Artenschutz engagieren und dass dieses Thema mittlerweile recht konsensfähig ist. Gleichzeitig beobachte ich eine Radikalisierung bis hin zum Personenkult, bei dem ich nicht mehr mitgehen kann. Der Schutz des Klimas und der Natur nimmt religiöse Züge an. Menschen, die anders denken, werden beschimpft und ausgegrenzt. Der Umgangston wird rauer. Die Forderungen und Positionen extremer. Die Gesellschaft driftet auseinander, der Zusammenhalt schwindet, und auch die Freundlichkeit und Empathie. Das gilt leider auch für uns Christen – auch bei uns gibt es viel Uneinigkeit und Spaltung. Den einen wird der Glaube abgesprochen, während die anderen für kurzsichtig und dumm erklärt werden. Und wie kann es sein, dass viele von denen, die das Klima und damit das Leben auf diesem Planeten schützen möchten, Abtreibung propagieren (teilweise als probates Mittel um das Bevölkerungswachstum einzudämmen und so die Umwelt zu schützen) und Lebensschützer attackieren? Ich bringe das in meinem Kopf einfach nicht zusammen!

In einem Artikel des Süddeutsche Zeitung Magazins mit dem Titel „Her mit der Klimareligion“ von Alena Schröder las ich ein Zitat, das mich nach wie vor sehr beschäftigt:

Denn eigentlich ist die »Klimareligion« die zeitgemäßeste und vernünftigste Religion, die es geben kann, denn sie widmet sich ganz und gar der Bewahrung der Schöpfung. In ihrem Namen würden keine Kriege geführt und keine Massaker verübt werden und anders als jede andere Religion nutzt sie auch denen, die nicht an sie glauben. Die Klimareligion orientiert sich ausschließlich am Diesseits, ihre Anhänger streben nicht nach einem Platz im Himmel, sondern kämpfen für das Überleben der kommenden Generationen.“

Als ich diese Sätze las, wurde mir bewusst, dass ich mich als Christin anders positionieren will und muss. Ich kann nicht taub und blind dem (jetzt schreibe ich doch mal das böse Wort) „Zeitgeist“ hinterherrennen und zu allem Ja und Amen schreien, was als gesellschaftlicher Konsens propagiert wird. Ich muss von Gott her denken und von meiner Beziehung zu Jesus. Ich muss eine geistliche Position einnehmen und immer zu unterscheiden versuchen, was wirklich wahr ist und in Seinem Sinne ist.

Und was die Autorin des Artikels hier schreibt, stimmt so einfach nicht.

Sie verwendet den Begriff „Schöpfung“, vermutlich ohne selbst an einen Schöpfer zu glauben (zumindest nehme ich das an). Wir können aber nicht an die Schöpfung denken ohne Gott, der die Welt und alles, was darin ist, in seiner Hand hält. Dem gegenüber wir verantwortlich sind – und zwar ihm allein. Er allein ist es wert, dass wir ihn anbeten – nicht die Schöpfung!

Die Autorin behauptet weiter, im Namen der Klimareligion würden weder „Kriege geführt noch Massaker verübt“ werden. Und ich denke an Jesus, der sagt: „Wer zu seinem Bruder sagt: ‚Du Idiot!‘, der ist des höllischen Feuers schuldig.“ (Matthäus 5,22). Die Art und Weise, wie der Kampf für das Klima geführt wird, ist durchaus nicht nur liebevoll und freundlich. Da werden wüste Beschimpfungen ausgestoßen, fremdes Eigentum zerstört, Andersdenkende bedroht und beleidigt. Es gibt eine scheinbar klare Teilung der Menschen in „gut“ und „böse“, in „vernünftig“ und „dumm“. Und man vergisst dabei leider, dass so mancher, der eine dem “Mainstream” entgegengesetzte Meinung vertritt und Zeit seines Lebens nie ein Flugzeug besteigt, deutlich klimafreundlicher lebt als der Durchschnittshippster im Prenzlberg.

Und den Umgang mit dem ungeborenen Leben habe ich schon angesprochen. Wie kann es sein, dass viele, die vorgeben, das Leben auf diesem Planeten schützen zu wollen, kein Problem damit haben, menschliches Leben im Mutterleib zu töten? Bei aller Komplexität dieser Themen läuft es doch letztlich darauf hinaus, dass das nicht zusammenpasst! Im Namen des Klimaschutzes wird von einigen Aktivisten und deren Unterstützern durchaus ein Massaker zumindest geleugnet, hingenommen oder befürwortet.

Und nutzt die „Klimareligion“ wirklich allen, auch denen, die nicht daran glauben? Ich vermute, die Menschen, in deren Dorf ein riesiger Windpark gegen ihren Widerstand gebaut wird, werden das anders sehen…

Was ich aber ganz sicher weiß, ist, dass Jesus für alle Menschen gestorben ist. Seine Auferstehung hat uns alle befreit – nur wissen das so viele leider nicht!

Ich glaube, das größte, geistliche Problem, das ich beim Thema Klimaschutz sehe, ist der Aufruf „die Welt zu retten“ und die damit verbundene Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Wir glauben allen Ernstes, wir müssten und könnten diese Welt retten! Oh, haben wir denn schon vergessen (oder vielleicht noch nie verstanden), dass wir uns nicht selbst retten können – und auch nicht müssen! Jesus ist am Kreuz für uns gestorben, um uns zu erlösen. Er ist unsere Hoffnung.

Das schlimmste Problem, das diese Welt hat, ist nicht der Klimawandel und nicht das Artensterben und nicht das Schmelzen der Polkappen. Das sind alles ernstzunehmende Probleme und Aufgaben, die es anzugehen gilt. Aber wenn Bischof Dr. Markus Dröge schreibt: „Unsern Planeten zu schützen und zu bewahren, muss in der jetzigen Lage unser dringlichstes Anliegen sein.“, dann könnte ich anfangen zu heulen.

Jesus kam auf diese Welt, um uns von uns selbst und unserem bösen, egoistischen Herzen zu erlösen. Um uns die innige Gemeinschaft mit unserem Vater im Himmel zu schenken. Um uns frei zu machen von dem, was in uns ist und uns zerstört. Das ist unser dringlichstes Anliegen und unsere primäre Aufgabe als Christen, als Gemeinde, als Kirche: Jesus und seine befreiende Botschaft bekannt machen, indem wir in seiner Liebe leben.

Es hängt nicht von uns ab, was mit dieser Erde geschieht.

Jesus wird wiederkommen und wird die ganze Schöpfung erlösen.

Diese Erde ist nicht für immer!

Himmel und Erde werden vergehen…

Jesus wird Himmel und Erde neu machen, etwas völlig Neues, Ewiges schaffen.

Natürlich ist das kein Freibrief für umweltschädigendes Verhalten! Wie ich schon sagte, wir haben von Gott die Aufgabe bekommen, uns um die Erde zu kümmern. Wir sollen treue Verwalter sein. Wir werden einmal Rede und Antwort stehen müssen für unser Verhalten. Das gilt aber nicht (nur?) für unseren CO2 -Ausstoß und unseren ökologischen Fingerabdruck! Es geht noch vielmehr darum, wie wir mit unseren Mitmenschen umgegangen sind, welche Worte wir gesprochen haben, ob wir die Hungrigen gespeist und die Kranken besucht haben, ob wir Jesus vor den Menschen bezeugt haben, ob wir unsere Gaben und unsere Zeit und alle von Gott gegebenen Ressourcen zu seiner Ehre eingesetzt haben… ob wir an Jesus, als Gottes Sohn und unseren Erlöser, geglaubt haben!

Es kommt auf unsere Perspektive an; die müssen wir uns immer wieder von Jesus geraderücken lassen.

Wir als Christen haben die Perspektive, dass wir vor Gott verantwortlich sind, auch für seine Schöpfung.

Wir glauben, dass jedes Leben und jeder Mensch wertvoll ist und ein Recht auf Leben, auf Unversehrtheit und auf einen liebevollen Umgang mit ihm hat (das gilt für Klimaleugner und Embryonen ebenso wie für Blauwale und den Regenwald).

Wir glauben und erleben, dass Jesus unser Friede ist, dass er die Trennung zwischen Gott und Mensch, aber auch zwischen Mensch und Mensch überwunden hat (Epheser 2,14). Er führt uns zusammen und befähigt uns, dass wir uns als Friedensstifter, als Vermittler aktiv werden können.

Wir wissen, dass Jesus unser Retter ist und diese Erde erlöst hat. Wir warten darauf, dass er wiederkommt und unsere Erlösung (und die der ganzen Schöpfung) vollendet.

Wir vertrauen auf Jesus und setzen unsere ganze Hoffnung auf IHN – und nicht auf unseren eigenen Verstand, unsere Fähigkeiten oder auf menschliche Hoffnungsträger.

Ich wünsche mir, dass wir uns als Christen mit dieser göttlichen Perspektive in die Debatte einbringen, anstatt von der einen oder anderen Seite vom Pferd zu fallen. Dass wir keine Spaltung unter uns zulassen und uns stattdessen als Vermittler im Streit zwischen den Positionen zeigen. Es ist nicht in Gottes Sinn, wenn wir weitermachen wie bisher und die Schöpfung verkommen lassen. Und es ist genauso wenig in seinem Sinn, wenn wir die Schöpfung als unseren Gott anbeten und uns von falschen Idealen leiten lassen, wenn wir im Kampf für das Klima die Ärmsten in unserer Gesellschaft vergessen und Andersdenkenden den Mund verbieten wollen.

Ich wünsche mir, dass wir jedes Leben achten und schützen.

Dass wir unser Herz von Jesus berühren und verändern lassen und genau hinhören, was Er von uns möchte. Dass die Liebe unser Handeln bestimmt – im Umgang mit unseren Mitmenschen und der Natur. Dass wir Friedensbringer sind und auch diejenigen sehen, die sich vergessen und ignoriert fühlen.

Dass wir aufhören, uns selbst und andere retten zu wollen und uns stattdessen ganz Jesus ausliefern und uns von ihm retten lassen. Wir alle sind in seiner Hand, und Er hat das letzte Wort.

Diese Gedanken liegen mir gerade sehr auf dem Herzen und es ist mir ein großes Bedürfnis, sie mit euch zu teilen.

Trotzdem muss ich viel Mut aufbringen, diesen Beitrag zu veröffentlichen.

Was denkt ihr denn darüber?

Erzählt doch mal…

Liebe Grüße!

PS: Aufgrund des Feedbacks von zwei Leserinnen habe ich den missverständlichen Satz zu einem “ostdeutschen AfD-Wähler” geändert. Ich wollte niemanden damit ausgrenzen oder verletzen und habe den Satz nicht so gemeint, wie er aufgefasst wurde. Hoffentlich ist es jetzt verständlicher! Es tut mir leid, wenn ich euch damit verärgert oder verletzt habe.

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9 Kommentare

  • Anna-Lena

    Mir sprichst du auch aus dem Herzen! Vielen Dank!
    (Aber ich finde es soo schwierig…mich selbst nicht (zu sehr) aufzuregen, die Weitsicht zu behalten (dazu haben deine Worte beigetragen!), gnädig zu sein und nicht selbstgerecht…)

    • rebekkasloveletter

      Liebe Anna-Lena, danke für deinen Kommentar. Ja, das finde ich auch schwierig! Ich weiß nicht, ob mir das in meinem Text so ganz gelungen ist…
      Alles Liebe!

  • Ina

    Hi 🙂 ich habe deinen Beitrag mit viel Interesse gelesen. Meine Gedanken dazu: bei einigen Sachen mit, bei anderen nicht…wenn ich halt lese “AFD-Wähler im ostdeutschen Dorf” :-/ – da kann dann noch so viel guter geistl. guter Input drin sein in deinem Artikel – dieser Satz macht vieles kaputt. Ich finde ihn sehr engstirnig und das ist aber genau das, was du im Gegenzug den radikaleren Klimaaktivisten vorwirfst … Ich komme zufällig aus einem ostdeutschen Dorf. Ich setze mich für die Klimabewegung ein. Ich bin weder AFD-Wähler, noch einer von den Aktivisten, die du ansprichst. Ich bin Christ. Ich wähle ich links. Trotzdem möchte ich nicht die DDR zurück. ..usw….ich möchte damit sagen, dass solche pauschalen Vorurteile nicht hilfreich sind. Sollte man nicht den einzelnen Menschen anschauen, sich mit ihm befassen, fragen warum und wieso der/diejenige so denkt und handelt?

    Es gibt in allen Bereichen verschiedene Strömungen…überall. Aber mein Standpunkt ist, warum sieht man immer nur zuerst und manchmal auch ausschließlich die negativen Seiten? Warum immer die, die sich daneben benehmen? Warum pusht man solche Strömungen indem man ihnen soviel Aufmerksamkeit und eine Plattform gibt?
    Dann dürfte man sich bei gar nichts einbringen! Mich wurmt das langsam wirklich, weil das immer stärker wird.
    Der große mediale Fingerzeig auf die Radikalen, die Negativen … es ist doch im Prinzip wie beim Kinder erziehen: das Kind benutzt Schimpfworte. Du möchtest das nicht. Was bringt mehr Wirkung? Ständiges darüber reden und ermahnen und bestrafen des Kindes oder wenn du das schlicht ignorierst bzw dem Ganzen nicht über Gebühr Aufmerksamkeit schenkst?

    Wenn die Vernünftigen jetzt alle fern bleiben, weil sie die Radikalen nicht ertragen…was bleibt? Wer gewinnt dann? Es geht doch darum, sich zusammen zu tun solidarisch, für ein Ziel einzutreten. Gemeinsam. Und die Randgruppen mit einzubeziehen. Sie werden nicht weniger radikal, wenn wir sie verurteilen und beschimpfen. Dann sind wir nicht besser als sie.

    Sorry, falls ich in meiner Emotionalität evtl. etwas krass reagiere … ♡

    LG, Ina

    • rebekkasloveletter

      Liebe Ina, danke für dein Feedback und deine Ehrlichkeit. Ich habe noch eine weitere Rückmeldung zu diesem Satz erhalten und ihn gerade geändert. Es tut mir leid, wenn ich dich damit verletzt habe. Der Satz war nicht so gemeint, wie er leider rüberkam… Im Gegenteil, ich wollte damit eigentlich ausdrücken, dass es kein Schwarz-Weiß gibt und diese krasse Einteilung der Gesellschaft nicht funktioniert. Wie gesagt, ich habe den Satz geändert und hoffe, dass er jetzt das ausdrückt, was ich sagen wollte (falls nicht, schreib mir gern nochmal). Ich stimme dir auf jeden Fall zu, was du zu den verschiedenen, teilweise radikalen Strömungen schreibst und dazu, dass wir uns einbringen und versuchen, alle miteinzubeziehen. Genau darum ging es mir ja in dem Beitrag. Danke dir nochmal und liebe Grüße
      Rebekka

      • Ina

        Ganz lieben Dank für deine Antwort ♡ und sorry, ich bin echt etwas sehr emotional gerade. Hab mich letztes Wochenende viel damit auseinander gesetzt, viel diskutiert mit anderen über dieses Thema. Es kocht alles etwas hoch gerade und wie du auch schreibst, die Gesellschaft ist sehr gespalten. Ich hoffe darauf, dass sich alle mehr miteinander auseinander setzen. Dieses blind aufeinander losgehen, was gerade oft praktiziert wird, ist sehr traurig.
        Alles Liebe dir ♡

        • rebekkasloveletter

          Liebe Ina, das verstehe ich gut! Es beschäftigt mich auch sehr, dass unsere Gesellschaft so gespalten ist… umso wichtiger, dass wir uns in der Liebe üben und uns Jesus zum Vorbild nehmen. ER ist der Herr, und Er hat das letzte Wort. Das tröstet mich und rückt die Dinge wieder in die richtige Perspektive.
          Liebe Grüße!

  • Tabea

    Liebe Rebekka

    Vielen Dank fürs Teilen deiner Gedanken! Mir gingen in den letzten Tage dieselben Überlegungen durch den Kopf. Ich bin absolut für den Schutz der Schöpfung und versuche meinen Teil beizutragen. Aber wenn das Klima zur Religion wird, ists nicht mehr gut. Das ganze Thema ist eine echte Herausforderung…..

    Liebe Grüsse
    Tabea

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