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Wenn Wünsche wahr werden…

In diesem Jahr ist so einiges passiert, was wir nie für möglich gehalten hätten: Homeschooling ist auf einmal nicht nur erlaubt, sondern politisch angeordnet; Tankstellen und Banken dürfen wir nur noch wie die Räuber mit Gesichtsverhüllung betreten; Donald Trump hat die US-Wahlen doch nicht gewonnen, und uns flatterte ein Brief mit der Ankündigung einer Mietsenkung (!) ins Haus.

Und dann ist auch noch etwas passiert, mit dem ich vielleicht noch viel weniger gerechnet hätte: Ich bin schwanger.

Am 22. September hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand und war erst mal platt.

Jetzt bin ich in der 13. Woche und versuche endlich, Worte zu finden, euch davon zu erzählen. Das fällt mir nicht ganz leicht.

Schließlich weiß ich, dass unter euch auch einige mit Kinderwunsch sind – und so sehr ich auch darüber nachgedacht und mit Worten jongliert habe: Es gibt wohl keine schmerzfreie Art, eine Schwangerschaft mit einer Frau zu teilen, die selbst so gern schwanger wäre. Ich kann euch nur sagen, dass ich mit euch fühle und mit euch weine.

Ein weiterer Grund, warum es hier so lange still war, ist, dass es mir seit Beginn der sechsten Woche ziemlich schlecht geht. Noch bevor ich den Test machte, war mir schon zwei Tage übel – da verdichtete sich meine Ahnung – und seitdem ist mir das fast permanent. Die Übelkeit ist seit über sieben Wochen meine alltägliche Begleiterin. Langsam wird es etwas weniger, aber in den ersten Wochen war ich zu kaum etwas in der Lage. Meistens lag ich auf dem Sofa und versuchte, irgendwie den Tag rumzukriegen. An arbeiten, kreativ sein, schreiben war nicht zu denken. Es ging mir einfach nur elend. Mittlerweile ist es etwas besser, aber noch lange nicht gut, und mit der Erfahrung meiner ersten beiden Schwangerschaften wird mir die Übelkeit wohl noch ein paar Wochen erhalten bleiben.

Ja, und dann ist da noch die Sache mit dem Gefühlschaos.

Vier Jahre ist es nun her, dass mein Mann und ich „beschlossen“, jetzt wäre es Zeit für Kind Nummer drei. Als ich nach fünf Monaten noch nicht schwanger war, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte und dass es dieses Mal wohl nicht so einfach werden würde. Die ersten zwei Jahre mit (sekundärem) Kinderwunsch waren hart: Jeden Monat folgten Hoffnung, Enttäuschung und Verzweiflung unmittelbar aufeinander. Um mich herum wurden Freundinnen, Schwägerinnen, Cousinen, Nachbarinnen schwanger, nur ich blieb leer.

Es half mir, darüber zu schreiben und mich mit anderen auszutauschen. Ich versuchte, die Kontrolle an Gott abzugeben und mich in Vertrauen zu üben. Wir gaben alle Baby- und Kleinkindsachen weg und genossen die Freiheiten, die wir mit unseren größer werdenden Kindern hatten. Als wir im Sommer unseren Zweitgeborenen einschulten und damit auch den Lebensabschnitt „Kindergarten“ hinter uns ließen, wurde ich schon wehmütig – es war alles so schnell gegangen – aber mehr und mehr fühlte ich mich angekommen und vollständig und der Kinderwunsch rückte in den Hintergrund. Mehr und mehr schloss ich meinen Frieden mit unserer Familienkonstellation: Vater, Mutter und zwei Kinder.

Und dann blieb plötzlich meine Periode aus. Ich schob es auf den Stress. Ich litt heftigst unter PMS. Dann begann die Übelkeit. Zyklustag 37 und immer noch nichts. Langsam wurde ich unruhig. Was wenn…? Das kann doch nicht…?! Jetzt doch noch!?!

Ich hatte mir diesen Moment immer ganz anders vorgestellt, hatte gedacht, ich würde in Freudentränen ausbrechen. Stattdessen schlugen die Wellen über meinem Kopf zusammen: Wie soll das alles werden, mit dem Geld und der Wohnung und unseren Nerven – wie sollen wir das stemmen? Jetzt noch ein Baby – wir haben doch alles weggegeben und die anderen beiden sind schon so groß… Jetzt noch einmal von vorne anfangen?

Und dann diese furchtbare, permanente Übelkeit, die mir alles verleidete. Die hatte ich vollkommen verdrängt in meinen romantisierten Schwangerschaftserinnerungen, und nun schlug sie mit voller Macht zu.

Es ist wirklich verrückt – warum gerade jetzt?

Ich habe zwei “Erklärungen” dafür, die zeigen, wie ernst Gott uns nimmt und wie er es liebt, geheime Herzenswünsche zu erfüllen: Ich habe mal eine Art „Deal“ mit Gott gemacht, dass ich nur noch bis zu meinem 35. Geburtstag versuchen will, schwanger zu werden. Danach wäre definitiv Schluss. Nun ist es tatsächlich so, dass ich um meinen 34. Geburtstag herum schwanger geworden bin, genau rechtzeitig. Und dann habe ich mir insgeheim immer ein Mai-Baby gewünscht. Ich stellte es mir schön vor, im Mai Geburtstag zu haben… In den ersten Monaten unseres Kinderwunsches habe ich immer gerechnet, wann das Kind geboren werden würde, wenn es diesen Zyklus geklappt hätte… und jetzt ist es einfach mal so, dass wir ein Mai-Baby bekommen!

Gerade in den letzten Wochen, in denen es mir so gar nicht gut ging und es mir teilweise schwer fiel, mich wirklich über unser Wunder zu freuen, hat Gott mich auf vielfältige Art und Weise ermutigt und mir gezeigt, dass das alles kein Zufall ist.

Abgesehen von der Sache mit dem Geburtstermin: Unser Sohn träumte davon, dass wir ein Baby bekommen würden (da wusste ich gerade mal ein paar Tage von der Schwangerschaft). Wir haben bei ihm schon zu anderen Gelegenheiten die Erfahrung gemacht, dass an seinen Träumen mehr dran ist… Da waren Bibeltexte, die einfach passten. Wildfremde Frauen, die mir gratulierten.

Und dann auch ganz praktische Dinge, mit denen Gott uns zusicherte: Ich versorge euch. Uns wurden schon so viele Babysachen von Freunden und Familienmitgliedern angeboten (da wir ja gar nichts mehr haben). Den Brief mit der angekündigten Mietsenkung habe ich oben ja schon erwähnt. Und dann kamen auch immer wieder Bestellungen rein, obwohl ich so gut wie gar keine Werbung machen oder auch nur ein Foto auf Instagram posten konnte. Es lief irgendwie trotzdem, und die Kraft reichte immer gerade für das aus, was unbedingt erledigt werden musste.

Trotzdem habe ich immer wieder an dem alten Thema Kontrollverlust zu knapsen. In der Zeit des Kinderwunsches litt ich sehr darunter, die Geschehnisse nicht beeinflussen oder bewirken zu können. Ich wurde einfach nicht schwanger, so sehr ich es auch wollte. Ich fühlte mich ausgeliefert. In dieser Phase wurde mir bewusst, dass wir eigentlich nie wirklich die Kontrolle über unser Leben haben. Solange alles „nach Plan“ läuft, merken wir das nur nicht.

Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen, und ich glaube, es ist mir auch gelungen. Ich habe es geschafft, glücklich zu sein mit dem, was ich hatte. Ich habe meine Familie genossen und begonnen, mir ein Business aufzubauen, das mich erfüllt. Ich habe Pläne geschmiedet für die nächsten Jahre und mich auf das gefreut, was dann alles kommen würde.

Und nun kommt wieder alles anders: Kontrollverlust. Dieses Gefühl: Egal, was ich mir auch vornehme – ich habe es eh nicht in der Hand, wie mein Leben verläuft. Nun also doch wieder einen Gang zurückschalten, Platz für ein Baby machen, berufliche Vorhaben auf Später verschieben, Prioritäten neu sortieren. Das fällt mir nicht leicht. Gottes Timing passt mir nicht unbedingt in den Kram (warum nicht schon vor zwei Jahren?!?).

Dass es Gottes Timing ist, daran habe ich keinen Zweifel.

Es ist sein Wille, dass es so gekommen ist.

Es ist sein Wunschkind, das ich unter dem Herzen trage.

Genau dieses Kind wollte er, genau dieses Kind vertraut er uns an.

Jetzt.

Ausgerechnet jetzt.

Und so übe ich mich wieder einmal im Vertrauen. Auch wenn die Sorgen und Ängste und Zweifel nicht so einfach verschwinden – ich habe ihnen etwas entgegenzusetzen. Es gibt da einen Spruch in meiner Familie, den mein Urgroßvater geprägt hat, seinerseits Vater von 12 (!) Kindern: „Gott schenkt `s Häsle, und er schenkt auch `s Gräsle.“ Gott schenkt uns dieses Kind, und er wird sich auch um alles andere kümmern. So, wie er es immer getan hat.

Das ist für ihn wieder eine Gelegenheit, mir zu zeigen, was er alles kann – und für mich eine Chance, im Vertrauen auf ihn zu wachsen.

Meinetwegen könnte er damit beginnen, die Übelkeit von mir zu nehmen, aber gut…

Das war nun sicher eine Schwangerschaftsankündigung der anderen Art. Ich habe viel überlegt, wie ich das mache. Wie ich es schaffe, total euphorisch und überschwänglich und glücklich zu klingen, wenn ich es doch (meistens) nicht bin. Aber gerade in christlichen Kreisen scheint es sich so zu gehören – Kinder sind doch ein Geschenk des Herrn und so weiter. Da muss man doch happy sein und darf auf keinen Fall undankbar oder kinderfeindlich erscheinen.

Nachdem ich in den vergangenen Jahren aber auch schon die Höhen und Tiefen des Kinderwunsches mit euch geteilt und dabei nur positive Erfahrungen gemacht habe, dachte ich, es wäre nur fair, jetzt auch ganz offen und ehrlich zu sein.

Wenn Wünsche wahr werden, ist eben nicht automatisch alles gut und wunderschön und rosarot.

Wenn Gott Gebete erhört, schreien wir nicht unbedingt sofort laut „Halleluja!“.

Wenn ein Kind sich ankündigt, fühlen wir uns möglicherweise doch noch nicht bereit.

Auch das ist das Leben.

Ich darf gnädiger mit mir selbst und mit anderen werden. Das schaffe ich nur, indem ich aber auch meine Gefühle zulasse und annehme und ganz ehrlich bin.

So, und jetzt nochmal ganz euphorisch und himmelhochjauchzend:

Wir bekommen ein Baby!

Gott hat unsere Gebete erhört!

Er ist gut, jederzeit.

Wir freuen uns und sind gespannt auf unser neues Familienmitglied! 😊

 

 

 

 

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9 Kommentare

  • Andrea

    Ganz herzliche Gratulation, liebe Rebekka!!
    Und danke, dass du so ehrlich erzählst, wie du das Ganze erlebst. Das finde ich sehr wertvoll!
    Liebe Grüsse Andrea

  • Maria

    Liebe Rebekka,
    das ist wunderbar! Vielen Dank für all das, was du auf deinem Blog geteilt hast. Ich lese schon seit einer Zeit hier mit und es ist einfach so schön, zu sehen, wie Gott mit dir geht, wie du dein Business aufbauen und darin aufblühen konntest. Auch deine Gedanken zum Kinderwunsch fand ich sehr wertvoll. Und es freut mich immer so, Geschichten zu lesen, wie Gott handelt, wie er uns sieht und liebevoll mit uns ist. Das alles macht so viel Mut, auch wenn jede von uns ihre Kämpfe und Herausforderungen, ihren Schmerz hat. Ich wünsche dir und euch weiter Gottes Segen und ich wünsche dir, dass die Freude so richtig bei dir ankommt und du deine Schwangerschaft genießen kannst. Liebe Grüße!

  • Friederike

    Liebe Rebekka,

    juhu, juchhe, ich freu mich sehr für dich und euch!! Dass du dich an den Gedanken gewöhnen musst, dass dein Wunschkind nun tatsächlich kommt, find ich nicht ungewöhnlich. Dafür sind diese ersten Schwangerschaftswochen doch da. Ich erinner mich noch, vor einem Jahr hatten wir gerade von unserem Baby erfahren und ich war auch erstmal froh, dass nur wir es wussten, mir keiner was ansah und ich mich in Ruhe mit der neuen Situation anfreunden konnte. (Nun ist der kleine Mann 4 Monate alt und natürlich nicht wegzudenken. 😉 )

    Von Herzen wünsch ich dir, dass diese beknackte Übelkeit ganz bald verschwindet! Und dass du Gott immer loben kannst, wie es dir auch gehen mag.

    Beste Grüße, Friederike

    Ach ja, ich bin auch ein Maikind und es ist wirklich wundervoll! 🙂

  • Annika

    Ach liebe Rebekka!! Ich freue mich total. Und gleichzeitig kann ich verstehen, dass der Zeitpunkt und andere Faktoren auch erstmal die Freude dämpfen. Das war bei uns auch so, ich konnte mir so einen kleinen Altersabstand nicht gut vorstellen und hatte Angst, dem allen nicht gerecht zu werden und es auch nicht so genießen zu können. Und was soll ich sagen. Gott versorgt und alles ist viel viel viel besser, als ich es jemals selbst hätte planen können 😌 ich darf das auch immer mehr lernen, da zu vertrauen und Kontrolle abzugeben. Und eins noch zum Abschluss: 💩 immer mit diesen “christlichen Kreisen” 🤪 wollen wir lieber nah bei Jesus sein, als in dieser Religiosität stecken 🥳 ich wünsche dir jetzt eine beschwerdefreie und getragene Schwangerschaft! Hab mal gehört, die Übelkeit ist da, bis man es richtig akzeptiert hat. Aber ich weiß nicht, was da dran ist 😉 Love, Anni

    • rebekkasloveletter

      Übrigens denke ich, wenn ich deine beiden Kleinen und dich so auf Instagram sehe, oft an die Zeit, als meine beiden so klein waren… 18 Monate auseinander – das war schon irgendwie Wahnsinn! Deine beiden erinnern mich sehr an meine zwei, da gibt es einige Ähnlichkeiten – total süß! Das erste Jahr mit zwei so kleinen Kindern war sehr anstrengend, aber es war auch einfach schön und süß und innerhalb kürzester Zeit waren sie die besten Freunde. Das sind sie bis heute und hoffentlich ihr ganzes Leben lang <3

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