Ein Kindergeburtstag in Zeiten der Pandemie
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Ich habe wirklich überlegt, ob ich den diesjährigen Geburtstag unseres Sohnes verbloggen sollte oder lieber nicht – vielleicht findet die eine oder andere es geschmacklos, in diesen Zeiten eine Party mit dem Motto “Pandemie” zu feiern… Und ja, natürlich ist Corona eine ernste Angelegenheit und für Betroffene alles andere als Spaß!
Andererseits leben wir nun schon seit einigen Monaten in einem Ausnahmezustand und ohne Humor ist das nicht zu ertragen. Da für die nächste Zeit nicht abzusehen ist, wann die Maßnahmen tatsächlich gelockert werden können und wieder mehr und mehr soziale Kontakte möglich sind, dachte ich, dass die eine oder andere Familie bestimmt über ein bisschen Inspiration zum Thema “Kindergeburtstag feiern in Zeiten der Pandemie” froh sein könnte.
Hinzu kommt, dass unser Geburtstagsjunge sich ganz explizit eine “Corona-Party” gewünscht hatte! Regelkonform, natürlich, mit einem einzigen Gast – seiner Patin. So feierten wir im ganz kleinen Kreis, ohne Freunde aus der Schule, ansonsten aber ungefähr so, wie wir es sonst tun: Mit einem Motto, dazu passender Deko, leckerem Kuchen, einer Art Schatzsuche und Spielen.
Auch ganz abgesehen von der aktuellen Situation ist das Thema Pandemie eigentlich ganz “dankbar” für eine Geburtstagsfeier – meinem Mann und mir fiel jedenfalls so einiges ein, was man da Passendes machen könnte: Am Anfang müssen natürlich die Hände gewaschen und desinfiziert werden; solange man nicht am Tisch sitzt, werden Masken getragen; am Tisch sitzen alle mit 1,5m Abstand zueinander; es wird regelmäßig gelüftet; überall hängen Hinweisschilder und die Anwesenden werden über bestimmte Verhaltensregeln aufgeklärt…
Uns war es vor allem wichtig, unserem Sohn einen schönen und erinnernswerten Geburtstag zu bescheren, gerade weil er so anders und ohne Freunde begangen werden musste. Und er hatte definitiv eine schöne Zeit!
Die Deko
Für die Party-Deko habe ich zunächst einschlägige Corona-Hinweisschilder im Internet gesucht und ausgedruckt (HIER findet ihr schöne kostenlose Motive). Diese wurden im Eingangs- und Essbereich aufgehängt.
Auf den Tisch kam – wie eigentlich immer – ein großes Stück Packpapier, das ich mit ein paar passenden Zeichnungen (Masken, Viren, Spritzen, Warndreiecken, Desinfektionsspray) dekorierte. Dazu ein paar Hygienetücher, die kostenlos im Supermarkt auslagen.
Das Deko-Highlight war eine von der Decke hängende Plastikfolie (Malerfolie), die den Essbereich vom restlichen Wohnzimmer abtrennte und eine Art “Quarantänezelt” bildete. Das fanden die Kinder ziemlich witzig, und tatsächlich wirkte dieses Deko-Element sehr “seuchenmäßig”.
Der Kuchen
Unser Sohn hatte sich – passend zum Party-Motto – eine “Corona-Torte” gewünscht. Wie diese genau aussehen sollte, blieb mir (und meinen eher schwach ausgeprägten Backkünsten) überlassen. Wieder einmal beging ich den Fehler, am Tag der Feier ein neues Rezept in einer neuen Backform (kuppelförmig) auszuprobieren. Das ging natürlich schief und ich war schon etwas verzweifelt…
Am Ende wurde es ein stinknormaler Rührteig, den ich in der Mitte etwas aushöhlte und mit Smarties füllte, und anschließend mit Kuvertüre und diversen Streuseln und aufgespießten Süßigkeiten dekorierte. So sah der Kuchen am Ende wirklich ein bisschen aus wie ein Virus, und unserem Sohn gefiel er auch!
Corona-Test und Gegenmittel-Suche
Für das Programm war diesmal mein Mann zuständig, und er legte sich auch mächtig ins Zeug für eine sehr besondere “Schatzsuche”:
Die Rahmenhandlung bestand darin, dass wir uns alle mit dem Corona-Virus infiziert hatten. Solange wir es aber schafften, innerhalb einer Stunde die Zutaten für das Gegenmittel zusammenzusuchen und einzunehmen, würde die Krankheit bei uns nicht ausbrechen und wir auch niemanden anstecken können.
Das erste Highlight dieser Geschichte war ein “Erpresser-Video”, das mein Mann (verkleidet und mit verzerrter Stimme) aufgenommen hatte und nach dem Kuchen essen auf mein Handy schickte. Der Erpresser behauptete, wir hätten uns infiziert und müssten nun ein Gegenmittel nehmen. Für den Fall, dass wir ihm nicht glaubten, sollten wir doch einen Corona-Test machen. Alle Materialien dafür hätte er vor unserer Wohnungstür abgestellt.
Vor der Tür fanden wir tatsächlich auch einen Karton mit diversen Tinkturen, Reagenzgläsern, Wattestäbchen, Schutzkleidung und einer Anleitung zum Durchführen des Corona-Tests.
Nachdem wir alle unsere Schutzkleidung angelegt hatten, führten wir den “Corona-Test” durch.
Dazu benötigt man zunächst eine “Indikator-Flüssigkeit” – das war in unserem Fall Rotkohlsaft (einfach selbst gemacht aus ein paar gekochten Blättern Rotkohl). Diesen füllten wir mit Hilfe einer Spritze in zuvor mit unseren Namen versehene Reagenzgläser.
Nun nahmen wir mit den Wattestäbchen Speichelproben aus unseren Rachen und verrührten diese mit der “Indikator-Flüssigkeit”.
Um nun herauszufinden, ob wir uns infiziert hatten, gaben wir (wieder mit einer Spritze) den “DNA-Replikator” hinzu – das war Zitronensäure.
Sofort verfärbte sich unsere bislang violette “Indikator-Flüssigkeit” leuchtend rot: Der Erpresser hatte also nicht gelogen – wir waren infiziert!
Der Erpresser hatte uns in dem Karton glücklicherweise auch einen ersten Hinweis hinterlassen, wie und wo wir das Gegenmittel finden konnten.
Schnell zogen wir unsere Jacken an und machten uns auf den Weg, um die einzelnen Zutaten zusammenzusuchen. Diese waren an verschiedenen, den Kindern gut bekannten Stellen in der Nachbarschaft versteckt.
An den einzelnen Stationen fanden wir: eine Knoblauchknolle, Blaubeeren, zwei Limetten und ein Stück Ingwer. Zurück zu Hause wurden die Zutaten zusammengemixt und von uns allen eingenommen. Gerade rechtzeitig, bevor die Stundenfrist abgelaufen war!
Nun führten wir einen weiteren “Corona-Test” durch, um zu überprüfen, ob die Behandlung angeschlagen hatte.
Dafür füllten wir neue Reagenzgläser mit der violetten “Indikator-Flüssigkeit” und tauchten unsere erneut mit Speichel benetzten Wattestäbchen hinein. Ohne dass die Kinder es bemerkten, hatte mein Mann den “DNA-Replikator” ausgetauscht: Statt Zitronensäure nutzten wir nun in Wasser aufgelöstes Natron.
Es funktionierte: Die “Indikator-Flüssigkeit” verfärbte sich blau. Wir waren “geheilt”! Was für ein Glück!
Und was für ein faszinierendes Experiment! Für die Kinder war es wirklich verblüffend, den Farbwechsel zu beobachten. Obwohl sie wussten, dass wir nicht wirklich mit Corona infiziert gewesen waren, verstanden sie natürlich nicht, wie ihr Papa das gemacht hatte!
Das Corona-Brettspiel:
Als zweiten Programmpunkt hatte sich mein Mann noch ein Pandemie-Brettspiel auf Basis des Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielfelds überlegt.
Ein Spieler spielte das Virus, welches sich im Lauf des Spiels schnell auf dem Spielbrett ausbreitet. Weiße, auf dem Spielfeld verteilte Mühle-Steine bilden Ereignisfelder – wenn ein Spieler auf eines der Felder gelangt, wird eine Ereigniskarte gezogen und die entsprechende Aktion durchgeführt.
Begegnen sich die Figur eines Mitspielers mit einer Virus-Figur, wird gewürfelt: Bei einer 1-3 passiert nichts, während sich bei 4-6 die Figur “infiziert” und eine weitere Virus-Figur auf dem Spielfeld platziert wird.
Ziel des Spiels ist es, seine Figuren sicher “nach Hause” zu bringen, was bei dem sich steigernden Virenvorkommen gar nicht so einfach ist…
Weitere Spielideen:
In der Vorbereitung der kleinen Feier hatten mein Mann und ich noch weitere Spielideen, die wir aber nicht mehr umsetzen bzw. einbauen konnten:
1. Der Gastgeber muss im Lauf der Feier versuchen, unbemerkt Wäscheklammern an der Kleidung seiner Gäste anzubringen – diese sozusagen zu “infizieren”. Schafft er es, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Gäste eine Wäscheklammer tragen, bekommt er einen Preis. Ansonsten gewinnt die Person ohne Wäscheklammer.
2. Variante für draußen: Fangen mit Wäscheklammern. Ein Spieler trägt viele Wäscheklammern an seiner Kleidung. Er muss die anderen Spieler fangen – wer gefangen ist, bekommt auch Wäscheklammern ab. Wer als letztes keine Wäscheklammer trägt, hat gewonnen.
3. Vor Jahren besaßen wir einmal das Brettspiel “Pandemie” – ein kooperatives Gesellschaftsspiel, bei dem die (maximal) vier Spieler gegen gleich vier auf der Welt ausgebrochene Seuchen kämpfen müssen. Gar nicht so einfach und sehr spannend! Inzwischen haben wir das Spiel allerdings weiter verschenkt…
4. Schokoladenessen: Eine Tafel Schokolade wird in mehrere Schichten Zeitungspapier eingepackt. Die Spieler würfeln reihum – bei einer 6 darf die Schokolade ausgepackt werden. Die Schwierigkeit dabei: Zuerst müssen Gesichtsmaske, Handschuhe und eine Schutzhaube übergezogen werden – und das “Auspacken” der Schokoladentafel erfolgt mit Messer und Gabel. Währenddessen würfeln die Mitspieler schnell weiter – wenn der nächste eine 6 würfelt, müssen Messer und Gabel sofort weitergegeben werden.
♥
Das war also unser Kindergeburtstag in den Zeiten einer Pandemie – wer weiß, ob es der letzte war, den wir unter so besonderen Umständen feierten…
Vielleicht konnten wir euch damit ein bisschen inspirieren und Lust darauf machen, trotzdem zu feiern – eben den Umständen entsprechend!
Hatten eure Kinder auch während der Corona-Zeit Geburtstag? Wie habt ihr gefeiert? Welche Ideen hattet ihr, den Tag für eure Kinder zu einem ganz besonderen zu machen?
Erzählt doch mal!
♥
2 Kommentare
Claudia Horn
Oh, wie schön … ich habe so gelacht beim Lesen! 🙂 Ja, Humor ist die beste Medizin gegen Corona-Blues … toll, dass Samuel so ne coole Party hatte!
Liebe Grüße, Claudia
rebekkasloveletter
Danke dir und ganz liebe Grüße zurück! <3