Mut am Montag (#7)
Ja, wir hinken ein paar Jahre hinterher, mein Mann und ich, aber jetzt sind auch wir vom Game of Throne-Fieber infiziert. Sechs Staffeln haben wir binnen weniger Wochen nachgeholt (und dabei ein ziemliches Schlafdefizit angehäuft…). Die Geschichte ist einfach spannend erzählt, die Charaktere vielschichtig – und manche Sätze klingen noch lange in mir nach. So zum Beispiel eine Szene aus der ersten Staffel; ein Gespräch zwischen Arya Stark und ihrem Schwertkampf-Trainer Syrio Forel.
Aryas Vater wartet im Kerker darauf, als Verräter vom neu gekrönten König verurteilt zu werden und Arya hat an diesem Tag überhaupt keine Lust auf ihr Training. Verständlich, dass sie in Gedanken ganz woanders ist. Ihr Lehrer aber denkt gar nicht daran, sie vom Unterricht zu befreien. Er sagt zu ihr: „You are troubled. Good, trouble is the perfect time for training. When you’re dancing in the meadow with your dolls and kittens, this not when fighting happens.“ Diesen Satz habe ich mir aufgeschrieben, weil ich ihn so wichtig fand: Schwierige Umstände sind die perfekte Zeit für Training.
Ich kann Arya verstehen. Wenn die Zeiten schwierig sind – weil ich krank bin, im Konflikt mit meinem Mann stehe, PMS oder einfach nur richtig schlechte Laune habe – ist es einfacher, mich gehen zu lassen. Ausnahmen zu machen, gute Vorsätze über den Haufen zu schmeißen, aufzugeben. Es braucht gar nicht viele oder große Widrigkeiten, um in mir die Reaktion auszulösen: „Das ist jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um diszipliniert zu sein. Ich arbeite später weiter an dieser Baustelle, wenn es mir wieder gut geht, wenn die Umstände stimmen.“
Das Problem dabei ist nur: Der perfekte Zeitpunkt kommt nie.
Das Leben ist kein Ponyhof, keine grüne Wiese mit Püppchen und Kätzchen… Ich werde immer etwas finden, das ich als Ausrede vorschieben kann, warum ich ein bestimmtes Thema nicht angehe: Warum ich dann doch die Schokolade esse, obwohl ich doch darauf verzichten wollte (weil ich einen so harten Tag hatte). Warum ich am Abend doch nicht in der Bibel lese, wie ich es mir vorgenommen hatte (weil ich viel zu müde bin – aber trotzdem noch fit genug, eine Folge meiner neuen Lieblingsserie zu sehen). Warum ich dieses unangenehme Gespräch schon wieder verschoben habe (weil mich doch diesen fiesen Halsschmerzen quälen).
Mir ist klar geworden, dass sich auf diese Weise nie etwas ändern wird in meinem Leben. Das Training muss jetzt stattfinden, egal, wie ich mich fühle und wie widrig die Umstände sein mögen. Ja, gerade weil die Umstände schwierig sind, ist es überhaupt Training und wirkungsvoll!
Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Rom: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“ (Römer 12, 11-12) Er schreibt nicht: „Wenn euch gerade danach ist“, oder: „Wenn ihr den perfekten Zeitpunkt dafür findet, dann…“. Stattdessen lese ich hier etwas von “brennend” und „geduldig“ und „beharrlich“ – wir sollen uns nicht gehen lassen, keine Entschuldigungen vorschieben, nicht auf einen besseren Moment warten.
Paulus wusste selbst wohl am besten, was Probleme und Schwierigkeiten sind. Er, der verfolgt und eingesperrt und geschlagen und gesteinigt wurde, hätte wohl genügend Gründe gehabt, um zu sich selbst zu sagen: „Es geht mir zu schlecht, um zu singen und mit Gott zu reden. Ich hatte so einen miesen Tag, da wird es mir ja wohl erlaubt sein, mich in negativen Gedanken zu suhlen und hemmungslos Schokolade in mich reinzustopfen.“
Aber das tat er nicht. Von dem, was wir über Paulus wissen, was wir in seinen Briefen über ihn lesen, hat er jeden Augenblick für sein Training genutzt. Er hat nicht zugelassen, dass ihn welche Umstände auch immer von seinem Ziel abbringen. Wenn er wieder einmal ins Gefängnis geworden wurde, nutzte er die Zeit, um Loblieder zu singen und ermutigende Briefe an die Gemeinden zu verfassen. Er betete und lehrte.
Ich möchte von Paulus (und von Syrio Forel) lernen: Dieser Tag ist perfekt für mein Training. Dieser widrige Umstand ist kein Grund dafür, mein Ziel aus den Augen zu verlieren. Im Gegenteil:
Diese Schwierigkeit ist ideal dafür, zu lernen und zu wachsen und Treue zu üben. Heute diene ich dem Herrn, bin geduldig in Trübsal und beharrlich im Gebet.
Das ist nicht einfach, das macht keinen Spaß, und ich werde immer wieder scheitern. Es ist ein Kampf, auch gegen mich selbst. Aber ich weiß, dass ich nicht allein bin. Jesus ist da, unter allen Umständen, und er ist treu, auch – und gerade – wenn ich es nicht bin.
Ich wünsche euch einen gesegneten, beherzten Wochenstart!
♥