Kleiner Aquarellkurs (Teil 3)
Die letzten beiden Teile unseres Aquarellkurses waren ein bisschen theoretisch – heute legen wir endlich richtig los mit zwei schönen Projekten, die (mir zumindest) total viel Spaß machen und bei denen wir die beiden grundlegenden Techniken der Aquarellmalerei kennenlernen: Lavieren und Lasieren.
Wenn ihr dabei seid, teilt doch eure Ergebnisse unter dem Hashtag #rebekkaskleineraquarellkurs auf Instagram oder Facebook – ich bin total gespannt zu sehen, was ihr zaubert!
Und jetzt geht’s los!
Projekt 1: ein geometrisches Muster
Dieses geometrische Muster erscheint auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen kompliziert – die einzelnen Schritte sind aber ganz einfach und man kann wunderbar ausprobieren und beobachten, wie Aquarellfarben sich verhalten. Und das fertige Bild macht richtig was her, finde ich!
1. Bildvorbereitung
Für dieses Projekt brauchst du neben Aquarellpapier, Pinsel und Farben eine schmale Rolle Masking Tape (oder Washi Tape) und eine Schere.
Das Tape solltest du vorher an einer unauffälligen Stelle testen: Es sollte gut kleben, sich aber rückstandslos wieder vom Papier lösen lassen. Sonst ärgerst du dich, wenn du das Tape später wieder entfernst und dein Papier darunter leidet…
Nun klebst du mit dem Tape ein geometrisches Muster deiner Wahl auf das Aquarellpapier. Ich habe mich für Dreiecke entschieden, aber das steht dir ganz frei. Und ich habe da auch nichts ausgerechnet oder konstruiert, sondern frei Schnauze geklebt – auch das ist aber dir überlassen, wie akkurat du da vorgehen möchtest. Achte nur darauf, dass das Tape überall gut klebt und die Ecken möglichst “sauber” aussehen.
Am Besten überlegst du dir jetzt noch kurz, welche Farben du verwenden möchtest. Das macht die Sache etwas einfacher. Ich habe mich für Preußisch-Blau, Violett, Grau und Ocker entschieden.
2. Lavieren: Nass in Nass
Die erste Farbschicht tragen wir Nass in Nass auf – das bedeutet: Wir lavieren. Ich liebe diese Technik, bei der die Farben ineinander laufen und man nie genau weiß, was passieren wird. Je nachdem, wie viel Wasser und Farbe du verwendest und wie dick bzw. saugfähig dein Papier ist, erhältst du ganz unterschiedliche Ergebnisse. Und wenn Papier und Farbe dann trocknen, sieht es noch einmal anders aus als im nassen Zustand.
Für mich hat das immer ein bisschen was von Abenteuer – und ich denke, so kannst du das ruhig auch sehen und mutig ans Werk gehen.
Wir nehmen uns eine Farbfläche nach der anderen vor, also ganz entspannt: Zuerst wird ein Papierdreieck mit einem leicht nassen Pinsel ausgemalt. Das Papier sollte gleichmäßig feucht sein – und das Wasser nicht in Pfützen darauf stehen. Dann kommt die Farbe ins Spiel: Tupfe sie einfach leicht auf – und beobachte, wie sie verläuft. So kannst du das gesamte Dreieck ausmalen, oder du trägst die Farbe nur in einer Ecke auf und lässt sie dahin laufen, wo sie will.
Solange der Untergrund noch nass ist, tupfst du eine zweite Farbe auf – idealerweise eine, die laut Farbkreis zur ersten passt (also eine mit gleicher Farbtemperatur oder auf dem Kreis benachbarte Farben). Du kannst mit dem Pinsel die Fließrichtung beeinflussen und die Farben ein bisschen hin und her schieben oder auch miteinander vermischen – oder du lässt die Farben so ineinander laufen, wie sie wollen.
Damit das fertige Bild ein bisschen interessanter wirkt, solltest du versuchen, jedes einzelne Feld möglichst dynamisch zu gestalten, also mit Farbverläufen von hell zu dunkel, mit einer Mischung zweier Farben oder mit einfachen Mustern – zum Beispiel Punkten oder Linien.
Male ein Dreieck (oder welche geometrische Form auch immer du gewählt hast) nach dem anderen aus.
3. Lasieren: Nass auf Trocken
Wenn alle Felder ausgemalt sind, musst du einen Moment warten, bis das Papier vollständig getrocknet ist. Das ist wichtig für den nächsten Schritt, wenn wir lasieren – also die Farben in dünnen Schichten übereinander auftragen, ohne dass sie sich vermischen (wie beim Lavieren). Die unteren Schichten schimmern dann noch leicht durch und geben deinem Bild Tiefe.
Warte lieber ein bisschen länger als zu kurz – wenn du in einem schrägen Winkel aufs Papier schaust, kannst du besser sehen, ob das Bild noch nass glänzt oder schon ganz getrocknet ist.
Beim Lasieren ist es wichtig, das Papier nur möglichst leicht mit dem Pinsel zu berühren und nicht zu stark hin und her zu bewegen – sonst vermischen sich die obere und untere Farbschicht miteinander, was wir ja gerade nicht erreichen wollen.
In diesem Schritt kannst du die einzelnen Felder entweder komplett mit einer zweiten Farbe lasieren oder du setzt lediglich Akzente in einer anderen Farbe – zum Beispiel Flecken, Punkte, Streifen, Kreise oder was dir sonst so einfällt.
Auf den beiden folgenden Bildern siehst du gut, wie das Lasieren funktioniert – man sieht die untere Farbschicht nach dem zweiten Farbauftrag immer noch leicht durchschimmern. Das erreichst du, indem du die frische Farbe zart aufträgst und darauf achtest, die untere, bereits getrocknete Farbe nicht durch zu viel Feuchtigkeit und “Rubbeln” mit dem Pinsel wieder zu verflüssigen.
Ich habe mich entschieden, nicht bei allen Dreiecken eine zweite Farbschicht aufzutragen. So sind ein paar interessante Farbverläufe erhalten geblieben und das Bild wirkt nicht zu unruhig.
4. Tape abziehen – fertig!
Jetzt heißt es wieder warten und alles gut trocknen lassen.
Erst dann solltest du das Tape vorsichtig abziehen – bei feuchter Farbe besteht die Gefahr, dass die Ränder der einzelnen Felder auslaufen und dann ärgerst du dich vielleicht 😉
Fertig ist dein Bild!
Projekt 2: Freie Abstraktion
Bei unserem zweiten Projekt gehen wir etwas freier vor – aber vom Prinzip her genauso wie bei unserem geometrischen Muster: Zuerst wird laviert, dann lasiert 🙂 Diesmal aber ohne “Hilfslinien” und einzelne Felder…
Bevor du beginnst, solltest du dir wieder überlegen, welche Farben du verwenden möchtest und dir diese ggf. anmischen. Je mehr Farben du mit in das Bild aufnimmst, desto dynamischer – aber auch unruhiger kann es am Ende wirken. Wenn du unsicher bist, verwendest du einfach nur drei Farben, die gut miteinander harmonieren. Dann bist du auf der sicheren Seite.
Die Farben meiner Wahl waren (zunächst) Ocker, Rotbraun, Grau und Preußisch-Blau.
1. Lavieren: Nass in Nass
Wir beginnen wieder damit, das Papier mit klarem Wasser anzumalen – beziehungsweise: Wir malen ein Oval zuerst nur mit Wasser, dann tupfen wir eine Farbe auf.
Jetzt können wir unser Bild um so viele Elemente ergänzen, wie wir möchten. Lass die Farben ineinander fließen und beobachte einfach, was passiert. Wenn du nicht möchtest, dass zwei Farbflächen ineinander übergehen, lass etwas Platz dazwischen frei.
Spiele mit Transparenz und Kontrast, indem du helle, zarte und dunkle, intensive Töne nebeneinander setzt. Es ist wirklich ein Spiel – hab einfach Spaß dabei und denk nicht zu viel darüber nach, ob das fertige Bild “schön” wird. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch!
An diesem Punkt fand ich, dass mein Bild noch ein farbliches Highlight brauchte – irgendwie wirkte es auf mich ein bisschen zu langweilig. Also habe ich einen Akzent in Pink gesetzt. Einfach, weil ich Lust darauf hatte. Und das war genau die richtige Entscheidung!
Dann lief das Pink mir aber zu sehr in eine hellgraue Farbfläche, die ich lieber Grau belassen wollte. Solche “Fehler” lassen sich leicht korrigieren, indem man die Farbe mit einem leicht feuchten Pinsel aufnimmt oder mit einem Stück Küchenrolle aufsaugt. Die Küchenrolle prägt der Farbe ihr Profil auf. Wenn dir das gefällt: Super, lass es so! Wenn du das so entstandene Muster nicht magst, kannst du es einfach mit dem Pinsel verwischen oder übermalen.
Hach, ich liebe es, wie die Farben ineinander fließen und welche Muster und Strukturen sich ergeben! Das ist so köstlich für meine Augen – ich könnte mir das stundenlang ansehen!
2. Lasieren: Trocken auf Nass
Wenn du mit der Menge und Verteilung der Farbe auf deinem Papier zufrieden bist, lässt du alles gut trocknen. Wie gesagt: Lieber ein bisschen länger als zu kurz…
Und dann geht es auch schon weiter: Wir lasieren!
In meinem Fall heißt das, dass ich an ein paar Stellen farbige Ovale ergänzt habe – und dabei immer darauf achtete, die Farbschichten nicht miteinander zu vermischen.
Diese zarten Effekte sind einfach so schön!
3. Details
Nach dem erneuten Trocknen setzen wir noch ein paar Highlights in Weiß und ein oder zwei Farben unserer Wahl.
Für die weißen Pünktchen habe ich meine weiße Ecoline im Glas verwendet – es geht aber auch ein weißer Marker.
Um die einzelnen Farbflächen optisch miteinander zu verbinden, habe ich die Pünktchen flächenübergreifend über mehrere Farben getupft – also beispielsweise über Blau, Weiß und Grau. So wirkt dein Bild als ein Ganzes.
Neben Punkten habe ich auch ein paar Linien gemalt – hier kannst du dich mit Kreisen, Strichen, Schnecken, Sternchen, Herzen und was auch immer austoben. Ich würde allerdings nicht zu viele verschiedene Deko-Elemente in einem Bild verwenden, damit es nicht wie willkürlich zusammengewürfelt erscheint. Halte immer wieder inne und überlege, was deine Komposition noch braucht. Wenn du dir unsicher bist, lass das Bild einen Tag außer Sichtweite liegen und schau es dir erst dann wieder an. Dann siehst du wahrscheinlich klarer.
Ganz zum Schluss fehlte meinem Bild doch noch etwas, fand ich.
Also nahm ich einen schwarzen Buntstift und machte einen spontanen “Krakel”, mitten rein. Das erforderte ein bisschen Mut (Was, wenn ich es damit ruiniere?!), aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, oder?
In diesem Fall habe ich gewonnen – die schwarzen Linien hatten tatsächlich noch gefehlt.
So, das war’s für heute!
Ich hoffe, ihr probiert die beiden Projekte mal aus – man könnte sogar zwei kleine Serien daraus machen… und habt ganz viel Spaß dabei!
Wenn ihr Fragen, Wünsche oder Ideen habt, die diesen Aquarellkurs betreffen, dann schreibt mir bitte! Ich möchte ihn gern so gestalten, dass er euch etwas bringt, und da bin ich auf euer Feedback angewiesen. Danke dafür.
Bis zum nächsten Mal!
♥
PS: Heute beginnt die Passionszeit und ich verschicke den ersten Passionsbrief per Mail. Wenn du auch meine Passionsbriefe bekommen möchtest, kannst du sie noch bis Sonntag, 10.3. bei mir bestellen!
2 Kommentare
Nici
Liebe Rebekka,
vielen Dank für den Aquarellkurs. Ich teile ihn immer in unsere facebook-Gruppe “Bible Art Journaling in Deutschland” und bekomme ganz viele positive Rückmeldungen, die ich dir weitergeben möchte.
Sei gesegnet!
Liebe Grüße,
Nici
rebekkasloveletter
Ach, liebe Nici, das freut mich! Vielen Dank für diese Rückmeldung und alles Liebe!