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Unter allen Umständen

An mehreren Stellen habe ich ironische Vorschläge gelesen, das Jahr 2020 einfach zurückzusetzen oder zu überspringen, weil es so furchtbar und ganz anders als geplant verläuft. Ich kann diesen Impuls verstehen. Ich habe mir 2020 auch anders vorgestellt. Ich habe mir einiges vorgenommen, gerade für mein kreatives Business. Es sollte wachsen und mehr und mehr in der Lage sein, mich zu ernähren. Ich wollte die wachsende Unabhängigkeit meiner Kinder nutzen, Zeit und Energie in mein Unternehmen zu stecken, Neues auszuprobieren und mein “Gebiet zu erweitern”.

Nun haben sich die Umstände grundlegend geändert. Kita und Schule sind geschlossen und niemand kann sagen, wann sie wieder öffnen und ein einigermaßen normaler Alltag zurückkehrt. Ich werde den Großteil des Tages für die Kinder und ihre Bedürfnisse und Aufgaben da sein (müssen) und deutlich weniger Zeit als geplant für eigene Projekte haben.

Meine erste Reaktion auf die Ereignisse war zugegebenermaßen Resignation: Ich werde meine Pläne für 2020 vergessen müssen. Das wird alles nicht hinhauen. Ich werde froh sein können, wenn mein Business einigermaßen weiterlaufen kann in dieser Zeit. Wachstum – vielleicht später mal, irgendwann.

Beim Gespräch mit meinem Mann machte mich eine seiner Bemerkungen stutzig: “Irgendwas ist immer!”

Ja, das stimmt! Irgendwas ist immer. Die Umstände sind eigentlich nie optimal – oder zumindest selten. Es ist ein riskantes Spiel, auf perfekte Umstände zu warten, wenn man etwas vorhat. Der richtige Augenblick kommt dann wahrscheinlich nie.

Das habe ich schon oft erlebt, im Kleinen und jetzt eben auch im Großen. Ich hatte die Kinder schon oft zu Hause an Tagen, an denen ich eigentlich was anderes vorhatte. Ich war schon oft deprimiert oder wurde zum Kuchenessen eingeladen an Tagen, an denen ich eigentlich keine Schokolade essen wollte. Das Internet bricht zusammen, ein wichtiges Telefonat kommt nicht zustande, jemand wird plötzlich krank – irgendwas ist immer.

Wenn es danach ginge, würde ich nie was zustande bringen. Manchmal gilt es, die Umstände zu überwinden und gerade trotz der Widrigkeiten weiterzumachen. Einfach anzufangen, wenn die Umstände auch alles andere als “perfekt” sind. Weil ich das Ziel erreichen will.

Und doch – die Tatsache bleibt: In den nächsten Wochen (und vielleicht Monaten, wer weiß) werden die Kinder zu Hause sein und Priorität haben. Das Corona-Virus wird unseren Alltag im Griff haben und die Folgen für unsere Gesellschaft und auch die Wirtschaft sind nicht absehbar. Das zu ignorieren, wäre ein Zeichen von Realitätsverlust.

Die Umstände sind wie sie sind und ich muss mich ihnen stellen, mich ihnen anpassen. Ich kann nicht weitermachen wie immer, muss mit meinen Kräften haushalten. Denn eine Powerfrau bin ich nicht. Meine Energie ist begrenzt. Ich brauche Ruhephasen um meine Tanks aufzufüllen. Das alles gilt übrigens nicht für meine Kinder… ihre Energie ist schier endlos.

Wieder einmal drehe ich mich im Kreis.

Wieder einmal vergesse ich, worauf es unter allen Umständen ankommt:

Was ist eigentlich Gottes Perspektive auf das alles? Wie sieht er diese Umstände? Was möchte er, das ich tue – jetzt und hier, in dieser Zeit? Wo möchte er mich gebrauchen? Was sind seine Ziele mit mir, meiner Familie, meinem Business?

Anfang des Jahres, als ich versuchte, mich zu sortieren und Ziele für das Jahr festzulegen, hatte ich sehr stark den Eindruck, dass Gott mich herausforderte, Schritte des Glaubens mit meinem Business zu gehen. Dass ich den nächsten Schritt wagen sollte – vom Nebengewerbe zur “richtigen” Freiberuflichkeit, dass ich anfangen sollte, meinen BAföG-Kredit zurückzuzahlen und größer zu denken. Und es ergaben sich auch mehrere interessante Projekte und Möglichkeiten, für die ich selbst gar nicht initiativ werden musste, sondern bei denen jemand auf mich zu kam. Das sah ich als Bestätigung – wobei ich schon bald an Grenzen stieß und gefühlt ständig eines der Kinder zu Hause hatte und weniger arbeiten konnte, als ich wollte. Trotzdem erlebte ich Versorgung und Erfolg, und auch Wachstum.

Für Gott sind keine Umstände zu schwierig oder zu widrig. Kein Umstand der Welt kann Gott davon abbringen, sein Ziel zu erreichen. Eigentlich wirkt er besonders gern da, wo die Dinge unmöglich scheinen. Er macht es sich nicht leicht.

Waren die Umstände für Maria und Josef damals etwa “perfekt”, als Jesus zur Welt kam? Betrachteten es die Jünger als “richtigen Augenblick”, als Jesus ausgerechnet zum Pessach nach Jerusalem gehen wollte? War es für die ersten Christen eine einfache Zeit, um ihren Glauben öffentlich zu bekennen und zu leben? Hätten sie auf die perfekten Umstände gewartet – die Welt wäre eine vollkommen andere.

Die Umstände waren und sind nie perfekt, auch nicht in 2020. (Und, Spoiler Alarm: 2021 wird auch nicht besser! Warten wir lieber nicht darauf.)

Was ich wirklich lernen möchte, ist, mich nicht länger als Opfer der Umstände zu betrachten und nicht die schwierigen Umstände als Vorwand zu benutzen, bestimmte Themen nicht anzugehen, gewisse Ziele nicht zu erreichen.

Die Umstände sind in Gottes Hand – nicht umgekehrt.

Das Kreuz und das Grab, sie konnten Jesus nicht halten.

Er hat sie überwunden:

Eines aber wissen wir: Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit seinem Plan berufen. Schon vor aller Zeit hat Gott die Entscheidung getroffen, dass sie ihm gehören sollen. Darum hat er auch von Anfang an vorgesehen, dass ihr ganzes Wesen so umgestaltet wird, dass sie seinem Sohn gleich sind. Er ist das Bild, dem sie ähnlich werden sollen, denn er soll der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein.

Und weil Gott sie für dieses Ziel bestimmt hat, hat er sie auch berufen. Und weil er sie berufen hat, hat er sie auch für gerecht erklärt. Und weil er sie für gerecht erklärt hat, hat er ihnen auch Anteil an seiner Herrlichkeit gegeben.

Nichts kann uns von Gottes Liebe trennen

Was können wir jetzt noch sagen, nachdem wir uns das alles vor Augen gehalten haben? Gott ist für uns; wer kann uns da noch etwas anhaben? Er hat ja nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle hergegeben. Wird uns dann zusammen mit seinem Sohn nicht auch alles andere geschenkt werden?

Was kann uns da noch von Christus und seiner Liebe trennen? Not? Angst? Verfolgung? Hunger? Entbehrungen? Lebensgefahr? Das Schwert des Henkers? Mit all dem müssen wir rechnen, denn es heißt in der Schrift: »Deinetwegen sind wir ständig vom Tod bedroht; man behandelt uns wie Schafe, die zum Schlachten bestimmt sind.« Und doch: In all dem tragen wir einen überwältigenden Sieg davon durch den, der uns so sehr geliebt hat.

aus Römer 8,28-37

Es kommt nicht auf die Umstände an und auch nicht darauf, ob meine Pläne aufgehen.

Wir sind bereits Überwinder – weil Jesus alles überwunden hat! Egal, wie schwierig die Umstände auch sind: Gott ist von seinem Plan nicht abzubringen. Nichts und niemand kann ihn jemals hindern – auch ich nicht, in all meiner Schwäche und Verzagtheit. Dabei sind seine Pläne und seine Ziele möglicherweise ganz andere, als ich sie im Sinn habe.

Ich will mich nicht fixieren auf die Umstände, und auch nicht auf meine eigenen Pläne. Die Frage ist vielmehr: “Herr, was ist dein Plan – wie möchtest du diese Umstände zu deiner Ehre und dem Wohl der Menschen nutzen?”

Jeden Tag neu halte ich meine leeren Hände hin. Meine Zeit steht in deinen Händen. Meine kleine Kraft, die Fähigkeiten, die du mir geschenkt hast, die Umstände, in denen ich stehe: Sie gehören dir. Gebrauche mich, wie du willst, im Kleinen wie im Großen. Bring du mich an dein Ziel, erfülle mit mir deinen Plan, wie du willst.

Es ist gut möglich, dass ich am Ende des Jahres nicht da bin, wo ich mir im Januar vorgenommen habe, hinzukommen. Am Ende meines Lebens habe ich wahrscheinlich einen guten Teil meiner Vorhaben und Ziele nicht erreicht. Aber das ist auch nicht, worauf es ankommt.

Jesus bringt mich an sein gutes Ziel.

Ich bin bereit dafür.

Ich übe mich im Vertrauen:

Ich bin überzeugt, dass der, der etwas so Gutes in eurem Leben angefangen hat, dieses Werk auch weiterführen und bis zu jenem großen Tag zum Abschluss bringen wird, an dem Jesus Christus wiederkommt.

Philipper 1,6

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