Familie,  Gedanken,  Gesellschaft,  Glaube,  Ich,  Körper & Seele

Schwanger in Zeiten von Corona

Die Tage vergehen langsam – die Wochen dafür umso schneller. Das beschreibt mein Zeitgefühl in den letzten Monaten sehr gut. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass ich meine Schwangerschaft verkündet habe – und gleichzeitig scheint mich die Babykugel schon ewig zu begleiten (so dass ich langsam keine Lust mehr darauf habe und die Geburt herbeisehne).

Schwanger sein ist immer ein besonderer Zustand – und ganz besonders im Moment, in Zeiten von Corona! Ich habe darüber nachgedacht, was das für mich bedeutet (hat) und wie die Pandemie meine Schwangerschaft beeinflusst (hat) – und umgekehrt!

Weniger Kontakte…

Was mir zu Beginn der Schwangerschaft, als es mir körperlich sehr schlecht ging und ich mich auch emotional nicht gerade stabil fühlte, noch ganz recht war, fiel mir mit der Zeit doch immer schwerer: Ich habe in dieser Schwangerschaft nur sehr selten Freunde und Familie getroffen.

Meine Eltern bekamen die Babykugel erst zu sehen, als ich schon über die 30. Woche hinaus war – mein Bruder und seine Familie sogar noch später. Einige Freundinnen habe ich die ganze Schwangerschaft über nicht persönlich treffen können. Das tut schon ein bisschen weh. Irgendwie braucht eine Schwangerschaft, das Werden und Wachsen eines Babys (auch wenn es in gewisser Weise unsichtbar passiert) Zeugen! Menschen, die Anteil nehmen, die da sind, die noch vor der Geburt eine Beziehung zu unserem Kind aufbauen.

Und diese Situation wird sich auch in den Wochen nach der Geburt nicht großartig ändern. Klar, im Wochenbett ist es auch nicht unbedingt empfehlenswert, wenn die Besucher Schlange stehen. Und ich möchte es dieses Mal auch ein bisschen anders, ruhiger, gestalten – eine kuschelige Höhle für uns fünf schaffen.

Trotzdem ist es schade, dass auch die Ankunft unseres neusten Familienmitgliedes unter den Zeichen der Pandemie stehen wird.

… weniger Kommentare.

Ein Vorteil der eingeschränkten Kontakte ist definitiv, dass ich in dieser Schwangerschaft noch so gut wie keinen negativen (oder einfach nervigen) Kommentar abbekommen habe, von wegen (mit Blick auf den Bauch) “Bist du sicher, dass da nicht Zwillinge drin sind?” Sätze dieser Art haben mir in den ersten beiden Schwangerschaften wirklich zu schaffen gemacht, vor allem in den letzten Wochen.

Ja, ich bin mir sicher, dass wir “nur” ein Kind bekommen.

Nein, ich platze nicht bald, bis zum ET sind es noch fünf Wochen.

Da ich sehr bewusst auswählen kann (und muss), mit wem ich mich in welchem Rahmen treffe, kann ich mich auch mit Menschen umgeben, die mir gut tun, die mich ermutigen und bestärken und die sensibel mit mir umgehen.

Ohne Begleitung zu Terminen

In Zeiten der Pandemie ist vieles anders – ich darf z.B. ausdrücklich niemanden zu Arzt- und sonstigen Terminen mitbringen. Weder mein Mann noch die Kinder konnten unser Baby bisher im Ultraschall bewundern oder mit mir gemeinsam den Herztönen lauschen. Auch zur Feindiagnostik musste ich allein gehen.

Das ist wirklich schade und ich hätte mir das anders gewünscht. Vor allem für die größeren Geschwister wäre es sehr interessant, mal eine Untersuchung mit Ultraschall etc. zu erleben. Da es aber nicht unsere erste Schwangerschaft ist, trifft es meinen Mann nicht so hart. Außerdem haben wir diesmal eine Hebamme, die auch schon zur Vorsorge zu uns kommt, und da können die Kinder einiges miterleben. Das ist sehr schön und gerade jetzt am Ende der Schwangerschaft auch eine Erleichterung.

So wie es im Moment aussieht, wird mein Mann mich in den Kreißsaal begleiten dürfen – aber auch nur dorthin. Sollten das Baby und ich im Krankenhaus bleiben müssen, sei es vor oder nach der Geburt, werden wir dort allein sein, ganz ohne Besucher.

Keine Dates vor der Geburt…

Was mir gerade vielleicht am schwersten fällt, ist zu akzeptieren, dass mein Mann und ich keine wirkliche Zweisamkeit mehr zelebrieren können bevor ein Baby unseren Alltag durcheinander wirbelt.

Anders als vor den ersten beiden Entbindungen können wir weder ins Restaurant noch ins Kino, geschweige denn für ein Wochenende verreisen. Das haben wir damals wirklich genutzt und sehr genossen (wir waren sogar wenige Stunden vor der Geburt unserer Tochter noch essen, da hatte ich schon Wehen!).

Ja, wir können es uns zu Hause schön machen, wenn die großen Kinder im Bett sind – aber Dates außer Haus sind doch was ganz anderes! Die vermisse ich wirklich sehr, gerade jetzt.

Doppelbelastung und schlechtes Gewissen

Seit über einem Jahr stemme ich Haushalt, Selbstständigkeit und Kinder im Home Schooling bzw. Wechselunterricht quasi allein. Und das nun schon seit 35 Wochen im schwangeren Zustand. Wenn ich darauf zurückschaue, wundere ich mich manchmal, wie ich das geschafft habe. Und klopfe mir selbst auf die Schulter – das ist schon eine Leistung, oder?

Im Rückblick bin ich aber auch dankbar, wie das Timing immer wieder gepasst hat: Zum Beispiel konnten die Kinder gerade in der Zeit, in der es mir schwangerschaftsbedingt am schlechtesten ging, relativ normal die Schule besuchen. Erst als es mir wieder besser ging, kehrten sie ins Home Schooling zurück. Und auch der ET liegt so “günstig”, dass mein Mann mit seiner Elternzeit den Monat bis zum Beginn der Sommerferien überbrücken kann.

Mir ist klar, dass es viel war in den vergangenen Monaten und dass ich mein Bestes gegeben habe.

Trotzdem meldet sich immer wieder auch das schlechte Gewissen. Weil ich mit den beiden Großen in letzter Zeit so wenig Schönes unternommen oder erlebt habe. Ich habe einfach keine Kraft dazu (und aufgrund der Corona-Beschränkungen gibt es auch nicht sooo viel, was man da Tolles machen könnte). Und aktuell frage ich mich immer wieder, ob ich die Kinder aufgrund der hohen Inzidenzen und der schlechten Unterrichtsorganisation an der Schule nicht lieber zu Hause lassen und hier unterrichten sollte. Aber auch dazu fehlt mir letztlich die Kraft. Die drei Unterrichtsstunden, die sie jeden Tag in der Schule sein können, sind eine große Entlastung für mich und ermöglichen mir, eine kurze Weile ungestört arbeiten zu können. Dafür nehme ich das Risiko der Ansteckung und die lückenhafte Vermittlung von Unterrichtsstoff in Kauf – bin ich da egoistisch?

Corona ist eine große Belastung, gerade für Familien, für Eltern und Kinder. Und für Schwangere gilt das wohl noch in einem besonderen Maß…

Mehr Gesundheit…

Da die Kinder und ich hauptsächlich zu Hause waren, unter uns und mit sehr wenigen Kontakten, waren wir im letzten Jahr auch sehr gesund. Abgesehen von einem sehr penetranten Schnupfen war ich kein einziges Mal krank, und die Kinder genauso wenig.

Ich musste mir also keine Gedanken wegen aus der Schule eingeschleppter Krankheiten machen und mich auch um keine kranken Kinder kümmern, während es mir selbst nicht gut ging. Das war eine deutliche Erleichterung.

… und Corona-Sorgen.

Gleichzeitig schwebte die Sorge vor einer Ansteckung mit Corona immer ein bisschen mit im Raum. Schwangere und Ungeborene sind keine besonders gefährdeten Personen, trotzdem möchte ich dem Baby und mir eine Infektion sehr gern ersparen. Diese Gedanken trugen sicherlich sehr dazu bei, dass wir uns ziemlich konsequent an die Kontaktbeschränkungen und sonstigen Auflagen hielten (und noch immer halten), und wir dankbar sind für jeden Menschen, der sich impfen lassen kann und will.

Auch die Situation in den Krankenhäusern, insbesondere auf den Intensivstationen, beobachten wir mit Sorge. Ich rechne erst einmal nicht mit Komplikationen bei der Geburt – aber das tun wohl die wenigsten… Bis zum ET wird die Corona-Lage sich vermutlich noch weiter zuspitzen, und da hoffe und bete ich sehr, dass weder unser Kleiner noch ich intensivmedizinische Betreuung benötigen werden und dass eine ambulante Geburt möglich ist!

Wir fühlen uns in dieser Endphase der Schwangerschaft nun mehr und mehr verletzlich, und abhängig von einem funktionierenden Gesundheitssystem. Wie gut, dass wir uns in Gottes Hand wissen dürfen!

Eine etwas andere Babyparty

Als ich letztes Jahr im September den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt und ausrechnete, wann das Baby geboren werden würde, empfand ich Erleichterung: “Ach, bis dahin wird Corona doch unter Kontrolle sein!”

Jetzt befinden wir uns in der dritten Welle und von Entspannung oder Lockerungen kann keine Rede sein.

Das wirkt sich natürlich auch auf die Planungen einer Babyparty aus! Ich habe von vielen Schwangeren gehört, die entweder gar keine Babyparty oder diese “nur” via Zoom feiern konnten. Natürlich ist eine solche Veranstaltung kein “Muss” – aber ich finde die Idee dahinter sehr schön! Und ich finde, dass man möglichst jede Gelegenheit zum Feiern nutzen sollte! Außerdem durfte ich in den ersten beiden Schwangerschaften auch schon Babypartys feiern, und wünsche mir das auch für unser drittes Kind, für unsere Überraschung ♥.

Durch die Kontaktbeschränkungen standen wir vor der Wahl: Entweder eine digitale Party (nein!) oder Gäste, die einzeln in vorher festgelegten Zeit-Slots bei uns eintrudeln, idealerweise mit negativem Corona-Test, Maske und viel Lüften.

Ich bin sehr gespannt, wie die Party unter diesen Umständen ausfallen wird, freue mich aber schon sehr darauf, unser Baby und den Rest dieser “Corona-Schwangerschaft” zu feiern! Da möchte ich üben, weniger auf die Umstände zu schauen und mehr auf den Grund, warum wir feiern; mehr auf die lieben Menschen, die eine Feier für uns organisieren; mehr auf die Gäste und die gemeinsame Zeit, die so wertvoll ist!

Und lebendige Hoffnung!

Eine Frage, die mich nach wie vor beschäftigt, ist: “Warum hat es bei uns jetzt doch noch einmal geklappt? Warum ausgerechnet jetzt, mitten in einer Pandemie?” Ich kenne Gottes Antwort darauf nicht, aber ich habe für mich eine Erklärung, einen Sinn gefunden:

Das Leben geht weiter. Das Leben ist stärker. Weil Gott das Leben liebt.

Gerade jetzt.

Obwohl wir seit über einem Jahr in einem Ausnahmezustand leben und niemand uns sagen kann, wann wieder so etwas wie “Normalität” einkehren wird: Das Leben geht weiter. Kinder werden eingeschult, Studierende und Auszubildende machen einen Abschluss. Menschen verlieben und verloben sich. Menschen feiern Hochzeit. Menschen gründen Unternehmen, wagen es, ihren Traum zu leben. Babys werden empfangen und geboren.

All das macht mir Mut, all das gibt mir Hoffnung, weil es eben zeigt, dass das Leben nicht unterzukriegen ist – dass wir Menschen nicht unterzukriegen sind. Dass Gott seinen Weg mit uns geht und seine Pläne für uns verwirklicht, egal wie widrig die Umstände auch sein mögen.

Zu allen Zeiten haben Menschen sich verliebt, haben Menschen einen Neuanfang gewagt, haben Menschen neue Familienmitglieder in ihrer Mitte willkommen geheißen. Das ist immer noch so, an allen Orten dieser Welt.

Das Leben bricht sich Bahn, weil Gott es will.

Weil Gott es schenkt.

Auch wenn ich mir manchmal Sorgen mache und mir meine dritte (und letzte…) Schwangerschaft immer anders vorgestellt habe: Ich bin dankbar für dieses lebendige Zeichen der Hoffnung in meinem Bauch, ganz nah an meinem Herzen. Eine lebendige Erinnerung daran, dass Gott immer noch stärker ist, dass Er Wunder tut und dass das Leben, das Er gibt, allen Widrigkeiten trotzt.

Das waren meine ganz persönlichen Erfahrungen und Gedanken zur Schwangerschaft in Zeiten der Pandemie. Mich interessiert jetzt sehr, wie es euch damit geht – vielleicht wart oder seid ihr selbst schwanger oder habt Freundinnen in ihrer Schwangerschaft begleitet.

Erzählt doch mal!

Love & NewsLetter

Mit meinem Love & NewsLetter erfährst du immer als Erste, was bei LoveLetter Neues gibt - außerdem teile ich persönliche Gedanken und Einblicke und natürlich auch das eine oder andere Freebie!
Alle Informationen zum Schutz deiner Daten findest du unter Datenschutz.

2 Kommentare

  • Angela

    Liebe Rebekka,
    kurz vor Schluss noch herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft! Ich war irgendwie offensichtlich schon lange nicht mehr hier und freue mich nun mega über die schöne Entwicklung bei euch!
    Ja allerdings eine echt spezielle Zeit um schwanger zu sein. Aber gut dass es auch ein paar Vorteile hat.
    Ich hab Anfang Oktober unser 5. Kind bekommen. Letztes Jahr war ja alles noch etwas entspannter bzw hoffnungsvoller. Ich hab v.a. das Schwimmbad vermisst was für uns mit den Regeln und zt langer Voranmeldung nicht praktikabel war…Und nach der Geburt unsere “Wellness-Besuche” bei Oma.
    Ich hatte sogar Corona in der Frühschwangerschaft aber es war unspektakulär und unserem Baby geht’s auch gut.
    Ich wünsche dir viel Kraft für den Endspurt der SS und eine gute gesegnete Geburt wie du sie dir vorstellst und dass das Baby in euren Armen dann die letzten Zweifel und Sorgen wegschmilzt.
    Unser Baby war und ist ein riesen Trost in dieser für uns sonst zT echt schwierigen Zeit. (Meist 5 Kinder alle zuhause davon 2 Schulkinder in 3 Zi Whg).
    Gottes Segen dir und deiner Family! LG Angela

  • Sarah

    In deinen Worten habe ich meine Gedanken wieder gefunden. Auch wir sind mit einem Überraschungsbaby schwanger, es wird auch unser 3. Kind. Und besonders weil ich eigentlich unfruchtbar bin, ist das für uns die absolute Zusage Gottes! Das trägt durch diese herausfordernde Zeit!

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert