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Kind, komm malen – Kunstunterricht zu Hause

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The earth without “art” ist just “eh”.

Demetri Martin

Ist Kunst wichtig? Wichtig für Kinder, wichtig als Unterrichtsfach in der Schule – wichtig im Leben? Ich weiß nicht, wie es bei euren Kindern ist – unsere Erstklässlerin hat von ihren Lehrerinnen bisher nur Aufgaben in Mathe und Deutsch bekommen; die anderen Fächer sollten wir Eltern “nach unserem Ermessen im Alltag unterbringen”. In der Schulanfangsphase ist das auch ganz gut machbar, zumindest für uns, in unserer Situation.

Rechnen, Schreiben und Lesen sind wichtig, klar. Aber Kunst auch, finde ich. Farben und Formen helfen uns dabei, uns auszudrücken und mit anderen in Verbindung zu treten – Kunst ist Kommunikation. Kunst ist ein Rückzugsort. Kunst kann erfreuen, aber auch kritisieren und zum Nachdenken anregen. Kunst bildet die subjektiv empfundene Realität ab – in der Kunst gibt es kein “Richtig” oder “Falsch”. In der Kunst können wir uns aber auch ein Stück eigene Realität erschaffen und aus dem “Normalen” ausbrechen. Kunst berührt, inspiriert, aktiviert, entspannt.

Dass wir Menschen fähig dazu sind, Kunst zu mögen und zu machen, die Tatsache, dass wir sie brauchen, weist auf Gott, den Schöpfer hin: Wir sind in seinem Ebenbild geschaffen, und so schaffen und schöpfen auch wir. Dazu sind wir gemacht.

Aber: Kreativität braucht Gelegenheit.

Wir dürfen und sollen Raum für sie schaffen. Dazu braucht es kein “Unterrichtssetting” von exakt 45 Minuten – wir können immer und jederzeit kreativ sein, die unterschiedlichsten Materialien ausprobieren, uns mit Farben austoben…

In unserem Unterrichtsalltag zu Hause spielt Kreativität eine ziemlich große Rolle – und ich dachte, vielleicht habt ihr ja Lust, euch für eure Kinder inspirieren zu lassen! Meine Ideen gehen von Grundschulkindern aus; einige können aber auch an die Interessen und Fähigkeiten älterer Kinder angepasst werden.

Kinder, kommt malen!

1 Blumen “blind” zeichnen

Für diese Übung könnt ihr Blumen, aber auch jeden beliebigen Gegenstand verwenden, den ihr möchtet: Jeder bekommt ein Blatt Papier und einen Bleistift. In der Mitte des Tisches, für alle gut sichtbar, stehen Blumen (oder was auch immer ihr zeichnen möchtet).

Zeichnet die Blumen ab – und schaut dabei möglichst nur auf die Blumen, nicht aber auf euer Blatt und die Zeichnung! Es geht nicht darum, den Strauß “fotografisch” abzubilden, sondern darum, genau hinzusehen und jedes Detail zu erfassen.

Die fertige Zeichnung wird vollkommen anders aussehen als der Blumenstrauß, der uns als Vorlage diente – und doch die Blüten, Stängel und Blätter in ihrer “Essenz”, in ihrem Wesen ziemlich gut wiedergeben. Ich finde es immer wieder total erstaunlich und spannend, welche Bilder beim Blind Zeichnen entstehen!

2 Malen wie Paul Klee

Wasserfarben gehen immer – warum nicht aber mal den Spaß mit Informationen über einen bekannten Künstler kombinieren? Inspiriert zu dieser Kunststunde wurde ich von diesem Beitrag.

Für den Einstieg und als Anschauungsmaterial für unsere eigenen Bilder habe ich ein paar Aquarelle von Paul Klee ausgedruckt und mit den Kindern ein bisschen darüber gesprochen, was sie darauf sehen: Wie hat Paul Klee gemalt; welche Farben hat er verwendet; wie gefallen euch seine Bilder; welches davon mögt ihr am liebsten und warum… Und dann haben wir auch schon losgelegt!

Zuerst zeichneten wir mit Bleistift und Lineal gitterförmige Linien auf unser Aquarellpapier. Die entstandenen Flächen malten wir mit Wasser- bzw. Aquarellfarben aus. Wie auch bei Paul Klee dürfen die Farben dabei ineinander verlaufen und es ist nicht “schlimm”, wenn über die Linien gemalt wird.

3 Wir machen den Scheren-Führerschein

Eine tolle Möglichkeit, das Schneiden mit der Schere zu üben und die Kinder dabei noch extra zu motivieren, ist gezieltes Linien- und Figuren-Schneiden für den Scheren-Führerschein.

Wenn die Kinder eine bestimmte Anzahl von Übungsblättern so ordentlich wie möglich ausgeschnitten haben, und in der Lage sind, die wichtigsten Regeln zum Umgang mit der Schere zu nennen und umzusetzen, wird ihnen feierlich der Scheren-Führerschein überreicht.

Ich habe alle Arbeitsblätter hier von GuteMama.de kostenlos heruntergeladen und (eine Auswahl) ausgedruckt. Zeitlich kann man das Absolvieren des Scheren-Führerscheins auf mehrere Tage (oder auch Wochen) strecken.

4 Fächerübergreifend: Planeten-Mobile aus Fimo

Unser Sohn ist fasziniert vom Weltall und den Planeten! Unsere Tochter hat zu Ostern ein paar Päckchen Fimo geschenkt bekommen. Und ich wollte schon immer ein Planeten-Mobile fürs Kinderzimmer haben… Das waren die wesentlichen Zutaten für diese Kreativ-Stunde.

Abgesehen von Fimo (oder einer anderen Modelliermasse) in verschiedenen Farben braucht ihr etwas Draht und später Garn oder Schnur und Holzstöcke oder einen Stickrahmen zum Aufhängen der Planeten.

Zuerst mussten wir entscheiden, welche Planeten wir in unser Mobile aufnehmen wollten. Wir haben dafür unser Planeten-Kartenspiel benutzt, man kann aber auch in einem Buch oder im Internet nachsehen und dabei gleich etwas über die Planeten herausfinden – zum Beispiel, wie groß sie sind, wie weit von der Sonne oder der Erde entfernt etc.

Dann teilten wir unser Fimo auf die einzelnen Planeten auf – so stellten wir sicher, dass es am Ende für alle reichte und dass die Größenverhältnisse ungefähr stimmten (die Sonne wurde bei uns am Ende trotzdem viel zu klein, und sie ist natürlich auch kein Planet…).

Und jetzt wurde geknetet und gerollt, was das Zeug hält! Es macht richtig viel Spaß, die Farben miteinander zu verkneten und besondere Marmorier-Effekte zu erzielen!

In die fertigen Planeten steckten wir ein kleines Stück Draht, dessen eines Ende wir zur Öse für die spätere Aufhängung gebogen hatten. Dann kam alles der Packungsanleitung entsprechend in den Ofen.

Das Aufhängen und Ausjustieren ist der nervigste Teil beim Basteln eines Mobiles – den hat dieses Mal mein Liebster übernommen 🙂

5 Gesichter und Gefühle zeichnen

Gesichter zeichnen ist schwierig – und doch auch wieder nicht. Mit wenigen Strichen kann man Gefühle wie Freude, Trauer oder Wut darstellen, und dies haben wir an einem Vormittag miteinander geübt. In den Bildern meiner Kinder erkenne ich seitdem eine größere Varianz, wenn sie Menschen und besonders Gesichter zeichnen; es ist also auf jeden Fall was hängen geblieben. Und wir haben richtig viel gelacht dabei!

Auf einem Blatt haben wir zunächst die einzelnen Bestandteile eines Gesichts geübt:

Auf wie viele Arten kannst du Augen / eine Nase / den Mund zeichnen? Sammle so viele Varianten wie möglich auf deinem Blatt. Bei den Augen können noch die Augenbrauen ergänzt werden.

Die Augen und der Mund sind die entscheidenden Merkmale eines Gesichtes, wenn es um den Gefühlsausdruck geht. Was passiert mit den Augen und dem Mund, wenn wir fröhlich/traurig/wütend… sind? Schon allein ein Augenpaar oder ein Mund für sich allein kann total viel ausdrücken. Es ist spannend, das zu entdecken und mit den Kindern darüber zu sprechen.

In einem zweiten Schritt können verschiedene Kopfformen ausprobiert werden: Rund, Eckig, Oval, Herzförmig…

Und zum Schluss setzen wir die einzelnen Elemente zu ausdrucksstarken Gesichtern zusammen:

Male ein fröhliches Gesicht – dann ein trauriges – ein erschrockenes – ein wütendes.

Male Ohren, eine lustige Frisur und einen Kragen dazu – fertig!

6 Scherenschnitte à la Matisse

Henri Matisse gehört zu meinen absoluten Lieblingskünstlern; ich mag seine Farben und dass er so viel mit Flächen und Ornamenten spielte. Und er war vielseitig: Neben Ölgemälden hat er (am Ende seines Lebens) auch viele Scherenschnitte geschaffen.

Auch zu der Matisse-Kunststunde wurde ich inspiriert vom Art Bar-Blog, wobei wir ein bisschen anders vorgegangen sind: Wir haben ausschließlich buntes Tonpapier verwendet und nicht erst unsere eigenen bunten Papiere hergestellt.

Zum Einstieg schauten wir uns die Scherenschnitte von Henri Matisse in diesem Buch an (ich kann die TASCHEN-Bildbände übrigens wirklich empfehlen; sie kosten nicht mehr als ein Taschenbuch und sind sehr schön gemacht!); dann legten wir auch schon los:

Aus dem Tonpapier schnitten wir zuerst Rechtecke (für den Hintergrund) und dann kleinere, unregelmäßige Formen. Diese arrangierten wir auf unseren Blättern und klebten sie dann, als wir zufrieden waren, auf.

Wie auch in der Stunde zu Paul Klee ging es auch diesmal nicht darum, ein Bild des Künstlers nachzubilden und dem Original möglichst nah zu kommen – im Gegenteil: Wir ließen uns von Matisses Technik und Farbwahl zu unseren ganz eigenen Kunstwerken inspirieren. Mein Kind ist nicht Henri Matisse, und ich bin es auch nicht; deshalb dürfen unsere Bilder am Ende auch ganz anders aussehen als seine.

Mit älteren Kindern kann man diese Kunststunde auch noch erweitern und z.B. über das Leben des Künstlers recherchieren, intensiver über seine Scherenschnitte sprechen, eine Geschichte darüber verfassen lassen…

7 Fächerübergreifend: Schmetterling-Tagebuch

Vor zwei Jahren haben wir zum ersten Mal die Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling hautnah beobachtet – die Kapuzinerkresse auf dem Balkon hatte Kohlweißlinge angelockt und wir haben uns ein paar der Eier ins Haus geholt. Das war super spannend!

In diesem Jahr haben wir keine Kapuzinerkresse auf dem Balkon, deshalb habe ich für die Kinder Schmetterlingsraupen bestellt. 6 kleine Distelfalter-Raupen leben nun bei uns und werden von den Kindern sehr geliebt. Leider (oder zu ihrem Glück) müssen sie in dem verschlossenen Behälter bleiben, bis sie sich verpuppt haben. Beobachten können wir sie trotzdem – und ihre Entwicklung wissenschaftlich und künstlerisch dokumentieren.

So habe ich für jedes Kind ein kleines Schmetterlingstagebuch gebastelt, in das wir die Entwicklung unserer Raupen in Wort und Bild festhalten. Wir schreiben und malen nicht jeden Tag in das Tagebuch, aber immer, wenn es etwas zu berichten gibt, werden die Hefte rausgeholt.

Wir sind schon sehr gespannt auf unsere Schmetterlinge und werden sicher noch weitere Kreativ-Projekte zu diesem Thema umsetzen!

Ich hoffe, dass ich euch mit diesen Ideen ein bisschen inspirieren konnte, euch auch mal als “Kunstlehrerinnen” zu versuchen 🙂 Es macht unheimlich viel Spaß, man kann mit den Materialien arbeiten, die man ohnehin zu Hause hat, und man kann mal ein Stück Unterrichtszeit ganz ohne Leistungsdruck gestalten. Meine Kinder mögen es gern, wenn wir im Hintergrund ein bisschen Musik laufen lassen – dann ist es besonders entspannend.

Wenn ihr Lust habt, teile ich demnächst noch weitere Ideen mit euch!

Viel Spaß und liebe Grüße,

eure Rebekka

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4 Kommentare

  • Denisa

    Vielen Dank liebe Rebekka!Ich liebe diese künstlerischen Posts,die Farben und Motive darin! Es tut gut was Schönes und Buntes zu sehen! Wie toll wäre es wenn du mal so eine „Kunststunde“ für Kinder geben könntest…ich würde meine Kinder sofort anmelden,wenn wir nicht so weit weg wohnen würden! Aber vielleicht ist das ja trotzdem eine Idee für dich?
    Glg

    • rebekkasloveletter

      Liebe Denisa, danke für deine Worte, das freut mich so! Und danke für die Idee 😉 Alles Gute und Gottes Segen dir!

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