Familie,  Gedanken,  Leben mit Kindern,  Liebe,  Mama-sein

Dreimal drei

Immer wieder, mitten im Alltagstrubel, sprüht kurz ein Gedankenfunke auf: „Jetzt hast du wirklich drei Kinder! Wie wunderbar verrückt!“ Ja, manchmal kann ich es immer noch nicht glauben. Herz und Hände sind so voll gerade! Drei kleine Wesen, die mich ihre „Mama“ nennen. Was für ein Geschenk, was für eine Aufgabe!

Die 3 ist eine besondere Zahl. In Märchen gibt es oft drei Federn, drei Söhne, drei Aufgaben, die der Held bewältigen muss. Spontan fallen mir gleich mehrere Redewendungen ein, in denen die drei vorkommt. Und so viele berühmte Dreiklänge: Messer, Gabel, Löffel. Glaube, Hoffnung, Liebe. Schere, Stein, Papier. Kaspar, Melchior, Balthasar. Ich persönlich habe den Spleen, dass ich von kleinen süßen Sachen, zum Beispiel Keksen oder Pralinen, immer eine ungerade Zahl essen „muss“ – am besten genau drei.

Und auch in Bezug auf unser drittes Kind habe ich drei Sätze besonders oft gehört:

„Aller guten Dinge sind drei.“

„Das Dritte läuft nebenher.“

„Das Dritte ist zum Genießen.“

 

Was ist dran an diesen Aussagen? Ich habe mal darüber nachgedacht:

Aller guten Dinge sind drei.

Wie gesagt, die 3 ist eine besondere Zahl, und viele Dinge sind erst zu dritt komplett (Friede, Freude, Eierkuchen …). Drei gleiche oder ähnliche Gegenstände auf einem Foto wirken auf uns besonders harmonisch. Die drei ist gut, keine Frage.

Was allerdings die 3 als „ideale“ Anzahl von Kindern in einer Familie angeht, lautet die Antwort natürlich: „Nein.“

Wir sind glücklich mit unseren Dreien. Das waren wir aber auch schon mit unseren zwei Großen!

Im Leben zu viert waren wir gut eingespielt, jahrelang. Die Kräfte waren ungefähr im Gleichgewicht. Auch mit zwei Kindern fühlte ich mich manchmal überfordert, war es oft genug anstrengend. Aber jetzt, mit dreien… Es ist wirklich viel! Das hatte ich unterschätzt.

Jede Familie ist einzigartig und darf für sich ihren Weg finden – mit leiblichen oder angenommenen Kindern, mit einem Kind oder 10 oder allem dazwischen (und natürlich auch mit 11, 12 und so weiter!), oder auch ohne Kinder! Die einen werden von einer Schwangerschaft überrascht, die anderen warten sehnsüchtig und manchmal vergeblich auf ihr Wunschkind. Da kann eine harmlos scheinende Redewendung wie ein Schlag ins Gesicht sein!

Es gibt keine Schablone für die perfekte Familie.

Wir sind jetzt eben zu fünft, sind der Kinder dreie – und das darf gern so bleiben 😉

Das Dritte läuft dann so nebenher.

Dieser Satz soll wahrscheinlich eine beruhigende Wirkung haben, von wegen: Wenn man erst mal zwei Kinder hat, merkt man gar nicht, wenn da noch ein Drittes dazu kommt.

Ganz so leicht ist es dann doch nicht, aber irgendwie ist an dieser Aussage schon was dran.

Unser Baby läuft natürlich nicht „so nebenher“. Es soll wohl ruhigere Babys geben, die mehr schlafen und weniger weinen – aber auch sie brauchen exklusive Aufmerksamkeit und Nähe. Und die braucht unser Jüngster derzeit eben ganz besonders. Ich finde, kein Kind sollte „einfach so nebenherlaufen“ – dann doch lieber der Haushalt oder mein kreatives Business!

Und doch, als Dritter im Bunde muss man immer wieder auch nebenherlaufen, im Sinne von sich dem Rhythmus der großen Geschwister und der Gesamtfamilie anpassen: Die beiden Grundschüler haben bestimmte Zeiten, zu denen sie das Haus verlassen, zu denen sie verabredet sind und abends ins Bett gehen. Wir haben als Familie Termine, Verpflichtungen, Freizeitaktivitäten – und da kommt das Baby eben mit. Da wird schon weniger Rücksicht genommen als das bei der großen Schwester, unserem ersten Kind, der Fall war.

Das Dritte ist zum Genießen.

Mein Problem ist, dass ich nicht sehr gut bin im Genießen. Mein hochsensibles Gehirn ist immerzu mit allem möglichen anderen beschäftigt, und ich müsste mich selbst viel mehr daran erinnern, das Gedankenkarussell mal eben anzuhalten und ganz im Moment zu sein.

Die Reue darüber, die Babyzeiten der zwei großen Kindern nicht genug genossen zu haben, machte einen guten Teil meines dritten Kinderwunsches aus. Beim dritten Mal wollte ich „alles“ besser machen – und vor allem: Mein Baby mehr genießen.

Nun ist es aber ganz schön viel verlangt, schlaflose Nächte mit brüllendem Säugling, depressive Verstimmungen im Wochenbett mit vielen Tränen und schmerzende Schultern vom vielen Herumtragen genießen zu wollen… Deshalb versuche ich, mir diesen Druck nicht noch zusätzlich zu machen. Nein, ich muss die harten Momente nicht genießen. Ich darf auch zugeben, dass ich sie hart und eigentlich überflüssig finde.

Ich bin, die ich bin. Natürlich kann ich an mir arbeiten, kann versuchen, zu mehr Achtsamkeit im Alltag zu gelangen. Aber aus meiner Haut kann ich nicht. Ich gebe mein Bestes, in diesem Moment, unter diesen Umständen, und da brauche ich mir nicht im Nachhinein (in einem ganz anderen Moment, unter ganz anderen Umständen) Vorwürfe machen, warum ich das denn nicht viel besser gemacht und vor allem nicht viel mehr genossen hätte.

Trotzdem – ich glaube schon, dass ich (im Rahmen meiner Möglichkeiten…) unseren Jüngsten besonders genieße. Er ist mein kleines großes Wunder, pures Glück, und dieses Bewusstsein trägt mich immer wieder durch die schwierigen Momente.

Mir ist bei ihm sehr viel stärker bewusst, was für eine kurze Zeit die Babyzeit eigentlich ist und wie schnell die Kinder groß werden. Das ist natürlich schön – ich bin so dankbar dafür, meine Kinder aufwachsen zu sehen! – und doch auch immer mit ein wenig Wehmut behaftet.

Wir können sie nicht festhalten, unsere Babys. Aber wir können sie anschauen, über sie staunen, ihre weichen Haare streicheln, den Milchduft inhalieren und ihnen all die Liebe mitgeben, die sie brauchen, um groß und stark zu werden.

Wie ist es denn nun bei uns, mit drei Kindern?

Eigentlich war ein „Nachzügler“ in meiner Familienplanung nicht vorgesehen. In meiner Vorstellung hätten alle Kinder kurz hintereinander geboren werden sollen – alle in einem Aufwasch, sozusagen. Gott hatte aber offensichtlich andere Pläne, und ich bin mittlerweile auch sehr froh darüber. Es hat schon gewisse Vorteile, wenn die großen Geschwister so selbstständig sind, dass sie das Baby auf den Arm nehmen und sich auch mal selbst ein Brot schmieren können.

Irgendwie fühlte sich das dritte Neugeborene fast so an wie das Erste – alles war so winzig und zerbrechlich und ungewohnt – und gleichzeitig konnten wir doch auf einiges an Erfahrung zurückgreifen. Die ehemals vertrauten Handgriffe kamen schnell zurück, und den Zauber der ersten Tage konnten wir nicht nur zu zweit als Eltern, sondern sogar zu viert genießen. Das hat uns alle noch einmal mehr miteinander verbunden.

Hier kommen also noch zweimal drei Gedanken zum dritten Kind:

Auch beim Dritten macht man noch (Anfänger-)Fehler!

Bei unserem ersten Ausflug zu fünft, in den Berliner Tierpark, hatten wir keine Windeln für das Baby dabei! Ich war mir sicher, die Wickeltasche gut bestückt zu haben – was sich dann als Irrtum herausstellte… Das ist mir in all den Jahren mit Wickelkindern nicht ein einziges Mal passiert… bis jetzt. So schnorrten wir uns durch den Tag: Glücklicherweise waren genug andere Familien mit kleinen Babys im Park, die uns mit Windeln aushalfen 😊

Auch beim Dritten hört man noch dieselben Sprüche.

Manche Dinge ändern sich nie. Wenn das Baby schreit, werde ich darauf angesprochen, dass es doch sicher Hunger habe. Wenn der Kleine nicht zur Uroma auf den Arm mag, ist er “ungezogen”. Wenn ich mein unglückliches Baby auf den Arm nehme, meint man, ich würde es verwöhnen… Wie traurig eigentlich!

(Neu sind allerdings Sprüche dieser Art: „Drei sind jetzt aber auch genug!“ oder „Jetzt habt ihr die Familienplanung aber abgeschlossen, oder?“ Ohne Worte.)

Auch beim Dritten ist wieder alles anders.

Die Umstellung von kein Kind auf ein Kind war für uns definitiv die größte. Darauf folgt aber direkt die Umstellung von zwei auf drei Kinder. Sicher, wir waren auch total außer Übung was das Handling eines Babys betrifft, waren total raus aus der Kleinkindphase und angekommen im Schulkinder-Modus…

Und dann ist natürlich jedes Kind eine eigene kleine Persönlichkeit mit Vorlieben und Abneigungen und einem individuellen Charakter, den man mit der Zeit kennenlernen darf. Das, was bei den zwei Großen gut funktionierte (Kinderwagen, Schnuller, Autofahren), findet der Jüngste bisher semi-gut bis schlecht. Er ist aktuell das Kind, das am meisten getragen werden möchte, das am meisten „fremdelt“, das bei seinen Vorlieben und Abneigungen am wankelmütigsten ist. Wir müssen immer wieder neu probieren, was ihm gerade gefallen könnte – und das, was gestern super war, kann heute ganz unangenehm sein.

Die Erfahrung hilft natürlich trotzdem ein bisschen, aber die Mama gerade dieses Babys bin ich ja auch noch nicht so lange…

Auch beim Dritten lernt man noch dazu.

Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, hatte ich noch kein Instagram und kannte keine Mama-Blogger. Unter „bedürfnisorientierter Elternschaft“ konnte ich mir nichts vorstellen und von BLW hatte ich noch nie gehört. Das blieb auch noch ein paar Jahre so…

Auch wenn ich mir teilweise wünsche, „das alles“ damals schon gewusst zu haben – wahrscheinlich war es gerade richtig für mich mit meiner postpartalen Depression und vielen Selbstzweifeln nicht auch noch mit den teils toxischen Mutterbildern auf Social Media konfrontiert zu werden!

Heute haben die meisten meiner Freundinnen auch Kinder, so dass wir uns über viele Themen austauschen und voneinander lernen können. Ich bin auf Instagram unterwegs, folge einigen wirklich hilfreichen, bedürfnisorientierten Eltern-Bloggern und habe verschiedene Artikel und Bücher gelesen. Mein Bild von Elternschaft hat sich verändert und ich bin froh darüber! Mein jüngster Sohn darf davon nun profitieren (und meine großen Kinder werden mir hoffentlich verzeihen!).

Auch beim dritten Kind hab ich noch krassen Respekt vor diesem Mutterding!

Was für eine Herausforderung, Verantwortung, Riesenaufgabe, dieses Mutter-sein! Das schüttelt frau nicht mal eben so aus dem Ärmel. Nichts und niemand hat mich bisher so sehr an meine Grenzen gebracht wie meine Kinder. Die Bandbreite an Gefühlen und deren Intensität – mit nichts vergleichbar! Mutter-sein kennt keine Ferien, keinen Flugmodus, keinen On-Off-Knopf. Wenn du Mutter bist, dann bist du es für immer, und auch dann, wenn die Kinder gerade mal nicht in deiner Nähe sind.

Ich bin mir sicher, auch das Mama-sein kann man frau lernen. Wir dürfen in unsere neue Rolle hineinwachsen, Stück für Stück. Dieser Prozess wird wohl nie ganz abgeschlossen sein. Ich kann wohl nie behaupten: “Jetzt hab ich’s raus!” Schon gar nicht, wenn da wieder ein neues kleines Menschlein heranwächst, das mich seine Mama nennt. Mein Jüngster hat mich noch einmal zur Mama gemacht: zu seiner Mama.

Diesen Respekt vor dem Mutter-sein – den empfinde ich auch vor all den anderen Mamas da draußen. Respekt und Solidarität und eine tiefe Verbundenheit.

Ihr rockt, aber sowas von! ♥

Wenn ein weiteres Kind in die Familie kommt, muss die Liebe nicht neu verteilt werden – die Liebe wächst!

Ihr habt es wahrscheinlich schon mitbekommen: Ich finde das Leben mit drei Kindern zuweilen anstrengend… Abgesehen davon vermehren sich Liebe, Freude und Glück bei uns gerade wie verrückt!

Es ist nicht so, dass die Liebe in einer Familie wie ein Kuchen ist, der eben auf alle dazugehörigen Personen aufgeteilt werden muss (d.h. je mehr Personen, desto weniger Liebeskuchen für jeden…). Vielmehr, so glaube ich, bringt jedes Familienmitglied seinen eigenen Kuchen mit und verteilt die Stücke an alle anderen! Für mehr Liebe, mehr Vielfalt, mehr Lachen – und mehr Speckrollen 😉

Diese Erkenntnis ist die mit Abstand wichtigste und größte: Die Liebe wird nicht kleiner, nicht weniger, wenn wir sie teilen – im Gegenteil. Sie wächst ins Unermessliche, in die Tiefe und in die Breite und in die Höhe, so dass wir sie gar nicht fassen können, dass wir manchmal meinen, unser Herz müsste zerspringen.

Und egal, wie hart manche Nächte sind (und manche Tage…), egal, wie viele Ladungen Wäsche ich pro Woche waschen muss und wie wenig Zeit für mich alleine bleibt: Die Liebe wiegt das alles auf. Sie ist das alles wert.

 

Das waren meine dreimal drei Gedanken zum Leben mit drei Kindern.

Jetzt interessiert mich natürlich:

Wie viele Kinder habt ihr und wie sind eure Erfahrungen damit?

Welche Sprüche habt ihr schon zu Hören bekommen über eure Familienkonstellation?

Und wie findet ihr die “Liebeskuchen-Metapher”?

Danke auch für eure lieben, wertschätzenden Kommentare unter meinem letzten Post! Ich habe mich so sehr über jeden einzelnen gefreut! Dann würde ich sagen, mache ich einfach so weiter 😉 So schön, dass ihr da seid, dass wir gemeinsam unterwegs sind!

Alles Liebe, kommt gut ins Wochenende!

Eure Rebekka

Love & NewsLetter

Mit meinem Love & NewsLetter erfährst du immer als Erste, was bei LoveLetter Neues gibt - außerdem teile ich persönliche Gedanken und Einblicke und natürlich auch das eine oder andere Freebie!
Alle Informationen zum Schutz deiner Daten findest du unter Datenschutz.

Ein Kommentar

  • Gundula

    Hallo

    ich habe drei Kinder (Grundschulalter, Kindergartenalter und Säuglingsalter) an der Hand und vier leben in meinem Herzen.

    Leider hatte ich bei meinem ältesten auch eine Wochenbettdepression.
    Heute bin ich froh darüber – es hat die ein oder andere Sicht auf die Dinge wesentlich verändert.

    Als ich mit meinem Jüngsten von dreien schwanger war musste ich mir leider auch doofe Sprüche anhören:
    war das geplant? war das gewollt? habt Ihr ausreichend Zimmer?

    Zu meinem Entsetzen muss ich mir jetzt schon anhören: wann kommt das vierte? Nur weil sich andere für ihr eigenes Lebensglück vier Kinder wünschen und es nicht in Erfüllung ging muss das nicht für uns gelten zumal mein jüngster erst neun Monate alt ist.

    Gruß

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert