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Kaleidoskop

Als ich ein kleines Mädchen war, bekam ich von meiner Tante ein Kaleidoskop geschenkt. Zuerst war ich ein bisschen enttäuscht von dieser eher unscheinbaren Papprolle – aber als ich durch die kleine runde Öffnung blickte und die leuchtenden Farben und die wunderbaren Muster sah, die sich immer wieder veränderten, wenn ich das Kaleidoskop drehte, war ich total fasziniert!

Dieses Kaleidoskop habe ich immer noch, nach all den Jahren, und das will bei mir schon was heißen, denn ich kann mich ziemlich leicht von Dingen trennen und tue dies auch immer wieder. Aber das Kaleidoskop ist mir wichtig, ein wertvoller Schatz aus meiner Kindheit, voller Farbe und Schönheit und Überraschung.

Im Radio lief vor kurzem das neue Lied von Johannes Oerding: Kaleidoskop. Und obwohl das Lied selbst mich jetzt gar nicht so begeistert (sorry, Johannes…), hat mich der Gedanke dahinter total inspiriert: Mein Leben gleicht einem Kaleidoskop.

Diese bunten Scherben, die je nach Drehung ein ganz anderes Muster ergeben.

Die Brüche, die Schnipsel und Stücke meines Lebens, auf die ich mir keinen Reim machen kann, die scheinbar ohne Sinn und Zusammenhang auf einem kläglichen Haufen liegen…

Aber in einem Kaleidoskop, wenn das Licht darauf fällt, wenn ich ins Licht schaue, dann passiert etwas:

Aus losen Stücken und Einzelteilen entsteht ein Bild, ein wunderschönes Muster, das sich in die Ewigkeit hinein spiegelt: Schönheit, Ordnung, Sinn. Alles fügt sich zusammen zu einem lichtdurchfluteten, farbenfrohen, einzigartigem Kunstwerk.

Und dann drehe ich das Kaleidoskop in meiner Hand, nur ein kleines Stück. Die bunten Scherben und Perlen geraten durcheinander, verlieren sich, purzeln durch mein Leben – alles gerät aus den Fugen – aber nur scheinbar, denn nichts geht verloren in meinem Kaleidoskop: Alles ist noch da, nur an einem anderen Platz.

Ein neues Muster, eine neue Ordnung ist entstanden. Manches, das vorher kaum sichtbar war, das verschüttet und versteckt lag hinter anderen Teilen, ist nun in den Vordergrund gerückt.  Neue Verbindungen und Kombinationen werden sichtbar, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie möglich wären. Plötzlich ist da eine neue Farbe in meinem Leben, so ein schöner Akzent. Wiederbelebt, neu entdeckt: eine Wunde, die heilt, ein Mensch, der wiederkehrt, ein Herz, das schlägt…

Schönheit aus Zerbruch.

Sinn im Chaos.

Immer wieder dreht sich das Kaleidoskop. Immer wieder verschieben sich die bunten, lichtdurchfluteten Teile. Jedes Muster, so schön und harmonisch es auch sein mag, verschwindet mit den Bewegungen der Zeit, und kommt genau so niemals wieder.

Immer wieder entsteht etwas Neues, und wir können nicht vorhersehen, wie das Muster aussehen wird, wenn wir nur einen Millimeter in diese oder drei Millimeter in die andere Richtung drehen.

Aber eines ist sicher: Da ist immer Schönheit, wenn wir ins Licht schauen, immer Sinn, immer Ewigkeit.

Kaleidoskop.

Mein Leben.

Da sind diese vielen einzelnen Teile: Menschen, Beziehungen, Aufgaben, Fähigkeiten, Interessen, Stärken, Schwächen, Erinnerungen, Wunden, Kostbarkeiten, Ecken und Kanten. Eine einzigartige Kombination aus Perlen, Scherben und Brocken – mein unvergleichbares Leben.

Manchmal kommt es mir vor wie eine Ansammlung aus Unzulänglichkeiten, Chaos und offenen Fragen. Wie soll es weitergehen? Wo ist hier der Sinn?

Gott hält das alles zusammen: Kaleidoskop.

All die Dinge, die mein Leben ausmachen, spiegelt er in seinem Licht, in seiner Wahrheit, durchflutet es mit seiner Liebe, und lässt mich sehen:

Da ist Sinn, ein Muster, Schönheit, ein göttliches Versprechen.

Kaleidoskop.

Jede Veränderung, jede Drehung meines Kaleidoskops, liegt in Gottes Hand.

Auch wenn ich überrascht, überrumpelt bin, wenn mir der Überblick fehlt: Gott geht es nicht so. Er kennt die Stücke meines Lebens, die Brüche, die Scherben, die Wunden, und er kennt auch meine Muster.

Immer wieder darf ich sie durchbrechen, darf ich etwas Neues sehen, etwas Neues wagen.

Was ich lernen will von meinem Kaleidoskop ist, dass es vor allem darauf ankommt, ins Licht zu schauen! Wenn ich mein Kaleidoskop auf den Boden richte, werde ich kaum etwas darin erkennen können. Der Inhalt der Papprolle mag derselbe sein – all die bunten Perlen und Stücke sind ja noch da – aber ich sehe sie nicht. Ich sehe nicht, wie farbenfroh sie sind und was für einzigartige Muster ich mit ihnen erschaffen kann. Das gelingt mir nur, wenn ich meinen Blick hebe und das Kaleidoskop ins Licht halte:

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht.

Psalm 36,10

Diesen Bibelvers habe ich nie so richtig verstanden – aber wenn ich mein Leben als Kaleidoskop auffasse, durch das Gottes Licht fällt, dann erkenne ich, was damit gemeint ist.

Es ist so wichtig, dass ich meinen Blick auf Gott richte und mein Leben in seinem Licht betrachte. Nur so kann ich es in all seiner Schönheit, mit all seinen Farben und Kostbarkeiten und Mustern überhaupt wahrnehmen.

Einige dieser einzigartigen Muster erkenne ich schon jetzt, und ich darf mich immer wieder neu auf die Suche nach ihnen machen, um mich an ihnen zu erfreuen.

Manchen Sinn werde ich aber auch erst im Rückblick sehen und verstehen. Manches Muster werde ich erst aus der Ferne erkennen, vielleicht wird Gott selbst es mir einmal aufzeigen und erklären.

Und dann lerne ich natürlich, dass alles in Bewegung ist – und auch sein muss, wenn etwas passieren soll. So schön ein Muster auch sein mag – auf Dauer wird es langweilig.

In jeder Veränderung liegt die Chance, neue Farben, neue Akzente, neue Schätze zu entdecken, alte Muster aufzubrechen und neue, nie dagewesene Bilder zu zeichnen.

Das Kaleidoskop dreht sich, mein Leben bewegt sich, alles fließt.

Das ist gut.

Ich hebe meinen Kopf, drehe mein Kaleidoskop in Gottes Licht, und bin gespannt, was passiert.

All die Kaleidoskop-Bilder dieses Beitrags sind übrigens aus diesem Foto entstanden. Ich habe diese Anleitung für Photoshop befolgt und war sofort angefixt! Es geht wirklich einfach, wenn man mal den Dreh raus hat, und es macht total Spaß – auch, weil man vorher nie wissen kann, wie das fertige Muster aussehen wird! Vielleicht hast du ja auch mal Lust, es auszuprobieren 🙂

Am Sonntag beginnt die Adventszeit. Wir zünden die erste Kerze an, und so wird die Dunkelheit jede Woche ein kleines bisschen heller. Es wird nicht immer dunkel sein, heißt es in einem meiner liebsten Weihnachtslieder. Das will ich nie vergessen.

Ich wünsche dir einen gesegneten, leuchtend schönen 1. Advent!

deine Rebekka

PS: Um das Thema Licht geht es übrigens auch in diesem Blogbeitrag, den ich für die Homepage meiner Gemeinde verfasst habe. Wenn du magst, schau gern mal vorbei und lade dir die Vorlage für ein schlichtes Windlicht kostenlos runter 😉

 

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Ein Kommentar

  • Irene

    Danke, dass du deine Gedanken hier teilst. Es tut sehr gut. Auf Jesus zu schauen, der unser Licht ist, ist gerade in diesen schwierigen und chaotischen Zeiten umso wichtiger.

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